karate, küsse, blonde katzen (ernst hofbauer/chih-hung kuei, deutschland/hongkong 1974)

Veröffentlicht: November 6, 2014 in Film
Schlagwörter:, , , , ,

karate_kuesse_blonde_katzen_2Eine Gruppe junger weißer europäischer Schönheiten wird von chinesischen Piraten gekidnappt und an den Hof des Verbrecherbosses Chao (Wang Hsieh) gebracht. Dort sollen die Mädchen zu Prostituierten ausgebildet und anschließend verkauft werden. Unerwartete Hilfe erhalten sie von Ko Mei Mei (Liu Hui-ling), einer Dienerin Chaos, deren Bruder Ko Pao (Yueh Hua) seit zwei Jahren an seiner Schwertkampftechnik gefeilt hat, um es mit dem Schurken und seinen Männern aufzunehmen und seine Schwester zu befreien …

Der Eastern-Hype. der in den Siebzigerjahren bundesdeutsche bzw. europäische Bahnhofskinos ebenso erfasste wie die Grindhouses in der New Yorker 42nd Street, ist ein Kulturphänomen, das für mich, der diese Zeit nicht selbst miterlebt hat, kaum real erscheint. Dass die Menschen sich damals obskure Martial-Arts-Filme gleich dutzendweise im Kino anschauen konnten und dies dann auch begeistert taten, dass Schauspieler wie Jimmy Wang-yu oder Chen Kuan-tai zu kleinen Stars avancieren konnten, klingt heute, wo die Dominanz Hollywoods – trotz der klicknahen Verfügbarkeit oskurer Filme aus aller Welt – so stark ist wie vielleicht nie zuvor, wie eine schöne Utopie. Die Befriedigung des Zuschauerbedürfnisses nach krachenden Handkantenschlägen und gezielt eingesprungenen Flugtritten wollten Filmemacher verständlicherweise nicht den asiatischen Erfindern von Karate, Kung-Fu, Taekwondo usw. überlassen. Aber offensichtlich war ihnen auch bewusst, dass sie die Vorlagen nicht selbstständig kopieren konnten, ohne massiv an credibility einzubüßen. Gern übte man also den Schulterschluss mit den Shaw Brothers, ihres Zeichens Marktführer ais Hongkong, um den eigenen Kung-Fu-Film ohne Gesichtsverlust über die Rampe zu wuchten. In den USA produzierte man so ENTER THE DRAGON und landete damit einen Riesenerfolg, ausgerechnet die altehrwürdigen englischen Hammer-Studios, bekannt für angenehm staubig-theatralisches Gruselkino, versuchten mit LEGEND OF THE SEVEN GOLDEN VAMPIRES verzweifelt, relevant zu bleiben, und in Deutschland schickte die Constantin Tausendsassa Ernst Hofbauer mit der Mission nach Fernost, eine publikumswirksame Melange aus Action, Abenteuer, Sex und Klamauk zusammenzurühren. Das Ergebnis heißt KARATE, KÜSSE, BLONDE KATZEN und beweist vor allem, dass deutscher und chinesischer Humor sehr gut miteinander kompatibel sind, Martial-Arts-Action mit hüftsteifen Miezen aber nur dann funktioniert, wenn der Betrachter von nackten Tatsachen abgelenkt wird.

Inhaltlich erinnert der Film stark an die etwa zur selben Zeit reüssierenden Women-in-Prison-Filme, wobei er weitaus weniger sadistisch zu Werke geht und in der Darstellung sexueller Devianz  weitestgehend im jugendfreien Bereich bleibt: Weiße Mädchen werden gefangen genommen und zu Sexsklaven-Arbeit verdonnert, können sich letztlich aber gegen ihren Unterdrücker erheben und ihre weibliche Überlegenheit unter Beweis stellen. Auch wenn Hofbauer dafür einige aus dem umfangreichen Shaw-Oeuvre bekannte Settings und Schauspieler für sich nutzen darf, die Kämpfe von seinem chinesischen Kollegen kompetent inszeniert und abgelichtet werden, so erkennt man doch jederzeit den Crossover-Charakter seines Films. So straight wie hier wird in den Filmen der Shaw Brothers nur selten erzählt, und es ist vor allem dieses Kleben am Plot, das KARATE, KÜSSE, BLONDE KATZEN zu einem letztlich etwas drögen Unterfangen macht. Die Story gibt nur wenig her, echtes Mitfiebern ist angesichts der Dusseligkeit der ganzen Prämisse von vornherein ausgeschlossen und es fehlt schlicht die Detailfreude und Verspieltheit, die viele Shaw-Eastern so auszeichnet. Der Film kommt über die Formel, den Sales Pitch gewissermaßen, nicht hinaus. Die Fights, die die um sich greifende Lethargie etwas auflockern könnten, sind gezwungenermaßen gebremst und unspektakulär: Am Anspruch, einen Martial-Arts-Film zu machen, ist Hofbauer am deutlichsten gescheitert. Gewiss, KARATE, KÜSSE, BLONDE KATZEN ist ganz putzig und keineswegs das unbeholfene Trash-Vehikel, das man vielleicht erwartet, aber man merkt, dass sich keiner der Beteiligten wirklich zu Hause fühlen durfte. Am besten funktioniert der Film als Komödie, weil tumber deutscher Klamauk und der ähnlich infantile chinesische Humor, wie oben bereits einmal erwähnt, wirklich hervorragend harmonieren, so gut, dass da keinerlei Nahtstelle erkennbar ist. Eigentlicher Höhepunkt ist dann auch nicht der Finalkampf gegen den bösen Chao, sondern die Episode, in der die Heldinnen an allesamt hässliche und zudem ziemlich dusselige Geldsäcke verhökert werden und diese dann ihre gerechte Strafe erhalten. Freunde deutscher Blödelsynchro freuen sich zudem über Sätze wie „Schmeckt wie Opa unterm linken Ei.“ oder Dialoge wie diesen: „Wo is‘ der Chef?“ – „Im Keller, macht’s Sportabzeichen.“

 

 

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..