angels die hard (richard compton, usa 1970)

Veröffentlicht: Mai 5, 2016 in Film
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angels_die_hard_poster_01Biker- und Rockerfilme gab es zwar auch schon vor EASY RIDER und THE WILD ANGELS, doch für die Renaissance des Genres zum Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre waren diese beiden natürlich maßgeblich. Man sieht das an ANGELS DIE HARD, der die wesentlichen Elemente beider Filme – den Kampf mit den Spießern und ein wenig christliches Rockerbegräbnis – aufgreift, sie mit einem dünnen roten Faden verbindet und den Rest der Zeit mit Impressionen des wilden Rockerlebens auffüllt.

In einer kalifornischen Kleinstadt wird die Rockergang um Tim (William Smith) in eine Massenkeilerei mit entrüsteten Rednecks verwickelt. Der Sheriff verweist sie des Ortes, behält nur Seed (R. Michael Stringer) zurück, den er zwei Tage später aus dem Knast entlässt. Doch Seed  erreicht seine Kumpels nicht mehr: Kurz hinter der Countygrenze wird er von seinem Chopper geschossen. Der Wunsch, ihn angemessen zu beerdigen, führt die Rocker zurück ins County, wo man nur auf sie gewartet hat. Auch ihre Hilfsbereitschaft, als es darum geht, einen Jungen aus einem Minenschacht zu befreien, kann an der grundsätzlichen Ablehnung der Bürger nichts ändern. Als auch noch die Tochter des Sheriffs verletzt wird – nicht von den Bikern, sondern von ihrem eifersüchtigen Freund – eskaliert die Situation …

Die allgemeine Feindseligkeit der Spießer gegenüber den freiheitsliebenden Rockern, die mit bürgerlichen Wertvorstellungen nichts am Hut haben, führt im Bikerfilm regelmäßig zu lynchmobartigen Szenen, feigen Exekutionen und hinterhältigen Schuldzuweisungen. Mit dem organisierten Verbrechen, in das die Hell’s Angels bekanntermaßen involviert waren, haben die Protagonisten dieser Filme selten etwas zu tun. Zwar geht es bei ihnen etwas rauer zur Sache, eine zünftige Prügelei gehört zur Freizeitgestaltung ebenso dazu, wie die stets in Reichweite befindliche Bierdose und natürlich der abgenudelte Joint, dessen kargen Überreste im „Notfall“ mit schlafwandlerischer Sicherheit aus der Jeansjackentasche geborgen werden, aber im Grunde ihres Herzens sind es gute Typen. Ihr Leben ist eine Utopie mit dem Makel, dass sie keinen eigenen, autonomen Raum besitzt. Schon ihre bloße Existenz wird somit von den „Normalos“ als Provokation empfunden. Das war in EASY RIDER so und ist auch in ANGELS DIE HARD nicht anders, der sich kaum Mühe macht, den etablierten Motiven etwas eigenes hinzuzufügen. So wird Comptons Film weniger von klassischer Narration als von dokumentarischem Impressionismus und Improvisation charakterisiert, die über die gesamte Laufzeit mehr als nur etwas ermüdend sind. ANGELS DIE HARD ist ein Zeitdokument, nicht zuletzt, weil es sich um den ersten Film von Cormans neu gegründeter Produktionsschmiede New World Pictures handelte, dessen Bedeutung sich einem heute aber kaum noch erschließen mag. Erstaunlich hingegen ist der Sprung, den der Regisseur zwischen diesem, seinem zweiten Film und dem nur ein Jahr später folgenden, um Lichtjahre besseren WELCOME HOME, SOLDIER BOYS hinlegte. Man mag kaum glauben, dass da derselbe Mann verantwortlich zeichnete.

 

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