rollercoaster (james goldstone, usa 1977)

Veröffentlicht: April 13, 2017 in Film
Schlagwörter:, , , , ,

Ein junger Mann (Timothy Bottoms) verübt mit selbstgebauten Sprengsätzen Anschläge in Vergnügungsparks, um von deren Betreibern einen großen Geldbetrag zu erpressen. Der technische Inspektor Harry Calder (George Segal) wird nach dem ersten Unglücksfall zu Ermittlungen hinzugezogen – der Attentäter nimmt Kontakt zu ihm auf und fordert, dass er die Lösegeldübergabe vornimmt. Der Versuch, den Verbrecher dabei zu fassen, misslingt, sehr zum Unmut des FBI-Manns Hoyt (Richard Widmark). Doch Calder ahnt, wo der Terrorist als nächstes zuschlagen wird …

Make no mistakes: ROLLERCOASTER ist mitnichten ein Katastrophenfilm, auch wenn er mit der Nähe zu diesem 1977 noch populären Genre kokettiert und vielfach als solcher eingeordnet wird, sondern vielmehr ein lupenreiner Thriller, der auch einige  Elemente des Serienmörderfilms beinhaltet, wie er in den Achtziger- und Neunzigerjahren reüssierte. Bottoms interpretiert seinen namenlosen Terroristen nicht so sehr als aus Gier handelnden Verbrecher, sondern als akribischen Künstler, der zum einen den Nervenkitzel liebt, der damit einhergeht, seine Anschläge in aller Öffentlichkeit durchzuführen, als auch das Gefühl der beinahe göttlichen Überlegenheit genießt, dass sich einstellt, wenn er da aus dem Hintergrund die Fäden zieht und alle nach seiner Pfeife tanzen müssen. Und in Calder, einem ebenso wachen Geist, entdeckt er den „Seelenverwandten“, zu dem er als einzigem so etwas wie eine Beziehung aufbaut.

Die zentrale Szene von ROLLERCOASTER ist reine Suspense: Bei der Lösegeldübergabe schickt der Terrorist Calder via Funk von einer Vergnügungsparkattraktion zur nächsten, lässt ihn mit dem Geldkoffer Achterbahn und Safari fahren: Das alles hat keinen anderen Zweck, als die eigene Macht zu demonstrieren. Das Geld ist nur das Mittel dazu. Die ganze Sequenz dauert wahrscheinlich gut 20 Minuten und am Ende ist der Verbrecher einfach weg: Das alles hat zu nichts geführt.

Nicht, das wir uns falsch verstehen: ROLLERCOASTER hat mir sehr gut gefallen, George Segals Werk aus jener Zeit, in der er ein veritabler Star war, was heute fast völlig vergessen ist, werde ich mal einer kleinen Revision unterziehen, da scheinen sich noch einige Perlen zu verbergen. Er ist auch hier ganz toll als leicht abgebrannter Calder, der in seiner ersten Szene trotz Elektroschocktherapie eine Kippe nach der anderen qualmt und danach den ganzen Film über Schmacht schiebt. Aber die oben beschriebene Sequenz verdeutlicht auch das Goldstones Film inhärente Problem: Die Tatsache, dass es Vergnügungsparks und Achterbahnen sind, auf die es der Täter abgesehen hat, ist ganz offensichtlich als Gimmick erkennbar. Jeder Zuschauer kennt diese Fahrgeschäfte, die ihren Reiz ja nicht zuletzt aus eben jener Angst beziehen, die auch der Filme für seine Zwecke instrumentalisiert. Der Antagonist könnte genauso gut Supermärkte in die Luft jagen, das wäre halt nur nicht so schön anzusehen. Warum es Vergnügungsparks und Achterbahnen sein müssen, dafür hält ROLLERCOASTER keine Lösung bereit.

Hier ist dann auch die offensichtlichste Parallele zum Katastrophenfilm zu suchen: in der Selbstzweckhaftigkeit, mit der da minutenlang Achterbahnfahrten mithilfe von POV-Shots gefilmt werden, unterstützt durch das Sensurround-Verfahren, das einst für EARTHQUAKE erfunden worden war, einen der großen Hits des Genres. Aber die Sensationslust, die der Film als Köder nutzt, wird nie wirklich bedient: Nach dem Achterbahnunfall, der ROLLERCOASTER eröffnet, kommt es nicht mehr zu dem spektakulären Crash, den Goldstone über fast zwei Stunden anteasert. Das hat schon Methode und der Films ist durchaus spannend und sehr kompetent gemacht, aber es bleibt eben ein Gimmick – über das sich die Betreiber der Vergnügungsparks, die da reichlich Werbezeit erhalten, gewiss gefreut haben. Aber ich will nicht allzu kleinlich sein. ROLLERCOASTER bietet gute Unterhaltung von Format und wer gut aufpasst, entdeckt einen jungen Steve Guttenberg und Craig BODY DOUBLE Wasson sowie Helen Hunt als Calders Tochter.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..