bésame, monstruo (jess franco, spanien/deutschland 1967)

Veröffentlicht: Dezember 27, 2019 in Film
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BÉSAME, MONSTRUO (oder KÜSS MICH, MONSTER) entstand back to back mit dem Vorgänger SADISTEROTICA; es ist Francos dritter Film um das weibliche Detektivduo der „Roten Lippen“ (nach LABIOS ROJOS von 1960, der aber ohne Reynaud und Yanni auskommen musste) und wie bei SADISTEROTICA gilt für meine Leser: Auf gar keinen Fall die englische Synchronisation schauen! Mein lauwarmer Text zum Prequel beruht eben auf der hüftsteifen englischen Version, die mit der deutschen, die ich dann Jahre später mal im Rahmen des Mondo Bizarr auf der großen Leinwand bewundern durfte, in punkto Esprit und Wortwitz nicht annähernd mithalten kann.

Janine Reynaud und Rosanna Yanni sind die Zwillinge Diana und Regina, die mit Sexappeal, Witz, Verstand, scharfen Kurven und regelmäßig wechselnder Garderobe rätselhafte Kriminalfälle lösen und sich dabei schlagfertige One-Liner zuwerfen. Der Einfluss sowohl von James Bond als auch der TV-Serie THE AVENGERS ist unübersehbar, beide Filme sind außerhalb der Sixties kaum denkbar mit ihren bunten Kostümen und der provokanten, selbstbewussten flirtiness der Heldinnen. Die Handlung hingegen ist völlig zweitrangig und im Falle von BÉSAME, MONSTRUO nur schwer nachvollziehbar: Es geht um ein Serum, mit dessen Hilfe Menschen in willenlose Kampfmaschinen verwandelt werden können (ein Standard bei Franco) und hinter dem gleich mehrere Parteien her sind, darunter ein homosexuelles Männerpaar, die Anführerin eines Amazonenstammes sowie ein Geheimbund mit Kapuzen. Nach viel Hin und Her, bei dem Franco sich gar nicht erst die Mühe macht, vorzugaukeln, dies habe alles etwas zu bedeuten, endet der Film mit einer schönen Windmühlensequenz, bei der die Flügel des alten Bauwerks den Zahlen einer Safekombination entsprechen. Ebenfalls sehr schön ist eine kurze nächtliche Flussüberquerung an Bord einer Fähre, die mit einem einfachen Seilzug bewegt wird: Franco filmt die komplette Fahrt ohne Schnitt und auch wenn das alles andere als spektakulär ist, scheint der Regisseur in diesem Moment ganz bei sich.

Für BÉSAME, MONSTRUO gilt meines Erachtens dasselbe, was für fast alle Francos dieser Phase gilt: Richtig spannend und charakteristisch wird sein Schaffen erst später, seine bunten Sixtiesfilme sind aber durchweg nett, wenngleich sie eher als Moodfilme rezipiert werden sollten: als Ausflüge in eine vergangene Epoche, die sich durch heiße Fummel, freche, scharfe Frauen und die entsprechenden Requisiten auszeichnet. Die Rote-Lippen-Filme sind harmloser, aber netter Spaß, darüber hinaus angenehm kurz und mit den beiden Hauptdarstellerinnen exquisit besetzt, wobei ich SADISTEROTICA den Vorzug geben würde. Das Leben verändern beide Titel aber nicht.

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