colors (dennis hopper, usa 1988)

Veröffentlicht: Juli 27, 2008 in Film
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Der erfahrene Officer Bob Hodges (Robert Duvall) und sein hitziger junger Partner Danny McGavin (Sean Penn) patroullieren im von Bandenkriegen gebeutelten East L.A. Während Hodges sich während seiner langen Polizeilaufbahn einen ruhigen und unaufgeregten Umgang mit den jugendlichen Straftätern angewöhnt hat und auch schon mal einen laufen lässt, will McGavin mit aller Gewalt aufräumen. Es kommt notgedrungen zu Konflikten: Erst zwischen Hodges und McGavin, dann auch zwischen den Gangs und der Polizei …

Dennis Hopper, der mit COLORS seine erste Regiearbeit nach einer achtjährigen Pause vorlegte, darf für sich in Anspruch nehmen, sich als einer der ersten einer Problematik angenommen zu haben, die wenige Jahre später in Gestalt der L.A. Riots für globales Entsetzen und Schlagzeilen sorgte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich dann auch andere, hauptsächlich schwarze Filmemacher sich mit dem Thema beschäftigt – John Singleton mit BOYZ ‚N THE HOOD und die Hughes Brothers mit MENACE II SOCIETY – und dem Subgenre des Ghetto- oder Gangfilms ihren Stempel aufgedrückt, die Perspektive von den mehr oder weniger hilflosen weißen Polizisten zugunsten der jugendlichen Gangmitglieder verschoben. Hoppers Film merkt man über weite Strecken an, dass sich der Regisseur seiner großen Verantwortung sehr bewusst war. COLORS ist kein spekulativer Reißer, sondern bemüht sich um eine differenzierte Darstellung innerstädtischer Bandenkriminalität. Über weite Strecken mutet COLORS dann auch tatsächlich wie eine Dokumentation an, in der die als Zugeständnis an die einen Erzählfilm erwartenden Zuschauer eingeflochtenen typischen Plotversatzstücke – McGavins unglücklich verlaufende Liaison mit der Spanierin Louisa (Maria Conchita Alonso) etwa – stets als solche erkennbar bleiben: Die Kamera bleibt in respektvoller Distanz, der Zuschauer wirft geschützt durch die beiden Polizisten in seiner Begleitung einen Blick durch die Scheiben des Autos auf die ihm fremde Welt. COLORS ist insgesamt weniger an Dramatisierung interessiert als an Deskription und Aufklärung und muss insofern als beinahe didaktischer Film betrachtet werden. Das spiegelt sich auch in der Bestückung des Soundtracks mit Rappern wie Ice-T, MC Shan, Roxanne Shanté oder Eric B. & Rakim wieder, die das Ghettoleben von innen heraus beschreiben: Bezeichnenderweise lauscht der sich autoritären Machtfantasien hingebende McGavin in einer Szene den Klängen John Cougar Mellencamps, dem Inbegriff des weißen Arbeiterklasse-Amirockers. Und Robert Duvall, der alte New-Hollywoodkumpel Hoppers ist dessen alter ego, weil sich in seinem Vorgehen auch Hoppers Regiestil wiederfindet. COLORS ist ein wichtiger, aber kein runder Film: Dann und wann muss auch er sich den Klischees ergeben, bricht er wie erwähnt die Perspektive, beginnt er zu erzählen, wo er zunächst nur zeigen wollte. Dennoch kann man sich auch dann der gnadenlosen Energie des Films nicht entziehen. Das Ende ist niederschmetternd, Robert Duvalls Leistung mit Worten nicht zu beschreiben. Und die inszenatorische Unentschiedenheit von COLORS beschreibt das Dilemma seiner Protagonisten perfekt: Auch wenn man sich noch so sehr um Verständnis bemüht, man bleibt immer „draußen“ – und ist auch deshalb irgendwann dazu gezwungen, Nägel mit Köpfen zu machen, in die alte Rolle zurückzufallen. Wie eines der Gangmitglieder sagt: „Unser Krieg geht weiter, solange es Kriege gibt.“  Ein Ende ist also nicht in Sicht, aller Hodges zum Trotz.

Kommentare
  1. […] denn gemessen an den Erwartungen, die der ansehnliche Cast (neben den genannten sind auch Trinidad COLORS Silva und der spätere Hitkomödien-Regisseur Tom Shadyac mit von der Partie) und die Besetzung des […]

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