lo chiamavano trinità (enzo barboni, italien 1970)

Veröffentlicht: März 5, 2011 in Film
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Der müde Joe (Terence Hill), als schnellster Schütze des Wilden Westens berüchtigt, trifft in einem verschlafenen Nest seinen Bruder Bambi (Bud Spencer) wieder, einen Viehdieb, der sich dort als Sheriff ausgibt, tatsächlich aber auf seine Kumpane wartet, um mit denen den nächsten Coup zu planen. Joe kommt ihm alles andere als gelegen, denn er stellt sich immer wieder uneigennützig in den Dienst der guten Sache – was Bambis Ambitionen zuwiderläuft. Die gute Sache ist in diesem Fall die Verteidigung einer Gruppe von friedliebenden Mormonen, die sich in einem nahegelegenen Tal sehr zum Missfallen des schurkischen Majors (Farley Granger) niedergelassen haben …

Der eigentliche Startschuss für die sich anschließende, 15 Jahre währende Partnerschaft Hills und Spencers und eine ungeahnte Erfolgsgeschichte des europäischen Kinos, ist LO CHIAMAVANO TRINITÀ noch viel mehr, nämlich ein großartiger, die Gesetze des Genres parodistisch überspitzender Italowestern und eine sensationelle Komödie, die die Basis für alle weiteren Filme des Duos darstellt. Die Spannung zwischen den beiden Charakteren, aus der die Filme im Wesentlichen ihren Witz beziehen, wird von Barboni wunderbar etabliert und herausgearbeitet. Joe – im Original Trinità – ist der genretypische loner und drifter, ein im Wortsinn Asozialer, der jedoch nicht den Nihilismus predigt, sondern in der Tradition literarischer Schelmenfiguren durch geschickte Manipulation dafür sorgt, dass die Welt ein bisschen lebenswerter wird. Sein Bruder Bambi ist der desillusionierte Realist, ein Ganove, der sich den Verhältnissen angepasst hat und sich damit einigermaßen erfolgreich über Wasser hält. Dem spielerischen Witz Joes setzt er einsilbige Autorität entgegen, kommt aber im Zusammenspiel mit seinem Bruder nie über die Rolle von dessen enforcer hinaus, weil er stets einen Denkschritt zu langsam und deshalb meist damit beschäftigt ist, die von Joe absichtsvoll initiierten Konflikte schlagkräftig aufzulösen. Joe und Bambi ergeben eine perfekte Symbiose: Kommen beide allein schon ganz gut durchs Leben, verselbständigen sich ihre Eigenschaften als Duo und potenzieren sich mit durchschlagendem Effekt. Joe wird zum wagemutigen Manipulator, weil er weiß, dass er sich im Notfall immer auf die Hilfe seines im Kern gutmütigen Bruders verlassen kann, und Bambino prügelt alles durch, was Joe ihm serviert, weil ihm keine Wahl bleibt. Im deutschen Titel, der inhärenten Genrelogik folgend, als DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS bezeichnet, sind die beiden Brüder, wie man dem Originalnamen Joes –Trinità = Dreifaltigkeit – schon ablesen kann, vielmehr in göttlicher Mission unterwegs, zwei Erzengel, denen die Philantropie immer einen Strich durch die Rechnung macht. Und man weiß, wenn sie sich am Ende auch trennen, dass sie sich wie zwei Magneten wieder anziehen werden.

Ich liebe diesen Film, habe ihn unzählige Male gesehen, kenne ihn demzufolge fast auswendig und wie das bei solchen Filmen ist, mag ich schon winzigste Momente in ihm. Da ist etwa diese kleine Gewichtsverlagerung Joes, wenn dem bei der Begrüßung durch die Mormonen die beiden hübschen Töchter vorgestellt werden: Eine nur Sekundenbruchteile dauernde Bewegung, die für mich schlicht perfekt ist, weil sie das Lausbübische von Hills Filmpersona auf den Punkt bringt. Es ist diese Detailversessenheit, die den Film so großartig macht. Schon die ersten Sekunden, wenn man den müden Joe in der von seinem Pferd gezogenen Liegekonstruktion schlafen sieht, vollkommen verdreckt und faul, dazu Franco Micalizzis göttlicher Titelsong anhebt, lassen einem kaum eine andere Wahl als sich Barbonis Film hilflos auszuliefern. Obwohl LO CHIAMAVANO TRINITÀ in nur wenigen Settings spielt, vermittelt er eine Ahnung von Größe, die aus dem heutigen Kino zugunsten eines technokratischen Gigantismus längst verschwunden ist und die zum Western passt wie die Spencer’sche Faust aufs Auge der Bösewichter.

Kommentare
  1. HomiSite sagt:

    Gott zum Gruß, Brüder! – (Woher weiß er, dass wir Brüder sind?) – Euch schickt der Himmel! – Nein, wir sind zufällig vorbeigekommen.

    Ich glaube, den Film hab ich von Hill/Spencer auch am meisten gesehen. Ich mag ja eh deren Western lieber, obwohl die späteren Werke in „unserer“ Zeit sicher witziger/abstruser synchronisiert sind(?).

    PS: „Dem spielerischen Witz Joes setzt er einsilbige Autorität entgegen, kommt aber im Zusammenspiel mit seinem Bruder nie über die Rolle von dessen enforcer hinaus, weil er stets einen Denkschritt zu langsam und deshalb meist damit beschäftigt ist, die von Joe absichtsvoll initiierten Konflikte schlagkräftig aufzulösen.“ => Super Satz!

  2. Thomas Hemsley sagt:

    Er hat unsere Mutter eine alte Hure genannt. – Das stimmt doch. – Na hör mal, so alt ist sie nun auch wieder nicht. :-DDD
    Die Kuh auf der „Raststätte“. Das Anziehen der dreckigen Klamotten nach dem Bad. Der von dir ja schon gelobte Titelsong (einer der tollsten überhaupt!), überhaupt diese wundervolle Einführung des müden Joe. Seine Pistolenakrobatik. Das Verarzten mit dem Whiskey. Wie der Kleine neben dem Bett auf dem Boden schläft (eine der großartigsten westernparodistischen Gags überhaupt). Die Musik wenn die Mexikaner kommen…einer der größten Italowestern/Westernkomödien überhaupt.
    Ich liebe deine kurze Analyse der Synchrostimmen im „Vier Fäuste…“-Text. Auf sowas muss man erst mal kommen. Und der letzte Satz ist großartig, obwohl es ja nicht die schwelgerische, opernhafte Größe eines Leone ist. Außerdem zeichnet den Film auch eine Art Intimität und Heimeligkeit aus, die sehr an RIO BRAVO, z. B., erinnert, an den es natürlich auch einige Referenzen gibt.
    Grüße aus Kölle
    Thomas

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