gatti rossi in un labirinto di vetro (umberto lenzi, italien/spanien 1975)

Veröffentlicht: Januar 9, 2012 in Film
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Eine Gruppe von Touristen wird während ihres Barcelona-Aufenthalts von einem Killer heimgesucht, der seinen Opfern ein Auge zu entfernen pflegt …

Wie man der Minizusammenfassung schon entnehmen kann, ist Lenzis GATTI ROSSI IN UN LABIRINTO DI VETRO ein eher krachlederner Vertreter der Gattung „Giallo“ und war als solcher bei mir erst einmal sehr willkommen. Die geschmacklosen Morde werden zwar nicht allzu breit ausgewalzt und sind spezialeffekttechnisch genau so krude und naiv, wie man das bei einem solchen Exploiter erwartet, die Tatsache allein reicht  für gute Laune aber schon aus. Ein Killer mit Augapfelfetisch: Ich kann mir schlechtere Serienkiller-Obesessionen vorstellen. Umso trauriger ist es, dass Lenzi nicht wirklich viel einfällt, um aus der angemessen schmuddeligen Prämisse einen Film zu machen, der einen mehr als bloß bei Laune hält. GATTI ROSSI IN UN LABIRINTO DI VETRO hat mit demselben Problem zu kämpfen wie der zuletzt gesehene IL COLTELLO DI GHIACCIO: Es gibt keinen echten Spannungsbogen, ohne erkennbare Steigerung wird Mord an Mord gereiht, bis es nach knapp 90 Minuten dann an der Zeit ist, einen Täter aus dem Hut zu zaubern. Dass die Auswahl des Täters wie beim Giallo üblich auch hier nicht zwingend einer inneren Logik folgt, weiß man ja, doch dass noch nicht einmal Lenzis Ablenkungsmanöver aufrichtig sind, hat mich dann beinahe geärgert. Dass man als Zuschauer einer falschen Fährte folgt, ist nicht einem wenigstens halbwegs durchdachten Drehbuchschlenker zu verdanken, sondern der Kombination aus  andeutungsreichem Aufplustern eines für den Plot völlig nebensächlichen Sachverhalts und dem Verschweigen jener Informationen, die diesen verdächtig erscheinenden Sachverhalt sofort wieder als irrelevant ausweisen würden. Mit anderen Worten: Lenzi erzählt das, was er braucht, um Irritation zu schaffen, verschweigt aber alles, was diese wieder auflösen würde, ohne dass sein „Informationsmanagement“ einer erkennbaren Logik folgte. Auch wenn es vielleicht etwas kleinlich und an der Sache vorbei ist, von einem Mittelklasse-Giallo Plausibilität und Aufrichtigkeit zu verlangen: Diese Strategie ist einfach billig und unkreativ. Und weil mein Ärger über diesen Zuschauernepp jetzt beim Schreiben nochmal richtig angestachelt wurde, weiß ich auch nicht mehr, ob ich GATTI ROSSI IN UN LABIRINTO DI VETRO tatsächlich besser finde als IL COLTELLO DI GHIACCIO. Zwar geht diesem der sleazige Charme des Augapfelpieksers weitestgehend ab und er schleppt sich ähnlich unaufgeregt über seine Spielzeit, aber wenigstens ist er dabei halbwegs ehrlich. Ich habe von Lenzis Giallos jetzt noch COSI DOLCE … COSI PERVERSA vorliegen, nach den beiden letzten Enttäuschungen werde ich von dem aber erstmal Abstand nehmen. Schade, aber offensichtlich habe ich mit SPASMO Lenzis Giallo-Highlight gleich zu Beginn meiner kleinen Reihe gesehen (der schöne PARANOIA mal ausgenommen, aber der ist auch kein echter Giallo).

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