the ‚burbs (joe dante, usa 1989)

Veröffentlicht: Februar 1, 2011 in Film
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Ray Peterson (Tom Hanks) will eigentlich eine entspannte Urlaubswoche im Vorstadthaus verbringen, doch die mysteriösen neuen Nachbarn, die Klopeks, sowie das dem Vorstädter angeborene Misstrauen machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Weil sich die Neuen nicht so ins Vorstadtleben integrieren wie es den Alteingesessenen angemessen erscheint, sie ihren Rasen nicht pflegen und nachts außerdem rätselhafte Geräusche aus ihrem Keller dringen, beginnen Ray, Quasselstrippe Art Weingartner (Rick Ducommun) und Soldat a.D. Lieutenant Mark Rumsfield (Bruce Dern) wild zu spekulieren und den Nachbarn nachzuspionieren. Als dann auch noch der Nachbar Walter spurlos verschwindet, steht für die drei Freizeitagenten fest: Die Klopeks haben ihn umgebracht …

Ein tolles Wiedersehen mit einem großartigen Film, der leider nicht ganz den großen Ruf genießt, der ihm eigentlich gebührt. Joe Dante war meines Erachtens nie besser als bei THE ‚ BURBS, der das beliebte Thema vom Horror, der in den tristen Alltag einbricht, von der komödiantischen Seite aufrollt, dem vorurteilsbeladenen Vorstadtspießer gleichermaßen den Spiegel vorhält wie er ihm eine ausgesprochene Liebeserklärung macht. Das ist dann auch das Besondere an THE ‚BURBS: Im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Filmen predigt Dante nicht mit ätzender Besserwisserei von der Kanzel herab, sondern betrachtet den nun mal von Natur aus fehlerbehafteten Menschen mit viel Sympathie und Liebe und gesteht ihm die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis zu. Bewundernswert ist vor allem das Timing des Films, der keine elaborierten Slapsticksequenzen braucht, sondern nur die kleinen perfekt platzierten Beobachtungen und passgenauen Dialogzeilen, um das Zwerchfell des Betrachters zu strapazieren. Tom Hanks ist brillant als autoagressiver, aber im Grunde harmloser Ottonormalverbraucher: Wenn sich die Zerstörungswut in seinen Wutanfällen darin erschöpft, Bierdosen zu zerdrücken, dann erkennt man darin den von der Zivilisation jeder Möglichkeit zum Ausleben der Triebe beraubten Pantoffelheld besser als in jedem noch so wortreichen Geständnis. Es wird sehr deutlich, dass die Filmwelt mit Hanks‘ Aufstieg in die Sphären des drögen Qualitätskinos einen der größten Komiker der Achtzigerjahre verloren hat. Die Szene, in der Ray Peterson und Rumsfield unter Anleitung ihrer vernünftigen Ehefrauen im Hause der Klopeks auflaufen, um sich von deren Normalität zu überzeugen, die Luft aber unter dem Druck des im Raum stehenden Verdachts förmlich vibriert, ist eine der witzigsten Sequenzen, die das amerikanische Kino in den Achtzigerjahren hervorgebracht hat. Wirkungstreffer folgt auf Wirkungstreffer und das Spiel der Akteure, die ihr ganzes Unbehagen allein Blicken und Körperhaltung zum Ausdruck bringen, während Bruce Dern mit stichelnden Bemerkungen den „bad cop“ gibt, ist einfach nur perfekt zu nennen. „Sardine?“ – Ich habe mir fast in die Hosen gemacht und meiner Gattin ist es wohl ähnlich ergangen. Ein Klassiker zum Immer-Wieder-Gucken. Daran werde ich mich jetzt wieder häufiger erinnern.

Kommentare
  1. Whoknows sagt:

    Eine seltsame Beurteilung, die dieses Juwel noch heute „geniesst“! Die Satire auf die Vorstadtfiguren sei misslungen, das Ganze ziehe sich endlos hin, eine der schlechteren Komödien, in denen Hanks mitgespielt habe… – Dabei ist es so spannend, den herrlich misstrauischen Figuren und ihrem Getue zuzuschauen. Sie führen sich im Verlauf des Films ja noch unheimlicher auf als die geschundenen Klopeks! Oder doch nicht? – Habe mir das Ding schon x-mal reingezogen, und würde es jederzeit wieder tun. 🙂

  2. Dürfte auch bei mir zu den 3-4 Filmen gehören, die ich ca. 25 Mal gesehen habe. 😀

  3. […] zwischen Alans Eltern und den Fimples sind eine Fortsetzung der Konflikte aus THE ‘BURBS, die Laborszenen lassen an INNERSPACE denken und die Zitate und Verweise beziehen sich auf Dantes […]

  4. Thies sagt:

    Ich hab den Film bei der letzten Sichtung ebenfalls wieder sehr genossen, aber ein Element stach für mich diesmal sehr störend hervor: Corey Feldman als zum Geschehen nichts betragender Teenager, der offenbar nur da ist, weil irgendein Produzent gesagt hat, dass der Film irgendwie auch die jugendlichen Zuschauer bedienen muss. Sein Kommentar zum Geschehen ist zwar auf einer damals noch neuen Ebene ziemlich meta, aber wenn er zum Schluss eine Party organisiert nur um seine Nachbarn mittleren Alters zu bespannen, wirkt das noch unglaubwürdiger als das angetackerte Ende.

    • Oliver sagt:

      Habe ich nicht so empfunden. Die Anwesenheit Feldmans verstärkt ja nur die Einsicht in den Regress der erwachsenen Protagonisten, weil die sich eigentlich kaum voneinander unterscheiden.

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