escape plan (mikael håfström, usa 2013)

Veröffentlicht: März 30, 2014 in Film
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Ray Breslin (Sylvester Stallone) verdient sein Geld damit, aus Gefängnissen auszubrechen: Er wird engagiert, um ihre Sicherheitslücken zu finden, auszunutzen und so zu ihrer Verbesserung beizutragen. Bisher ist er aus jedem Knast entkommen, doch seine neueste Aufgabe führt ihn an seine Grenzen: Nicht nur ist der Hochsicherheitsknast für politische Gefangene oder hoffnungslose Fälle, genannt „the tomb“, nach Breslins Buch konzipiert, man hat auch jede Verbindung zu seinen Leuten gekappt. Es gibt keine Chance, seinen Auftrag abzubrechen. Vort Ort macht Breslin Bekanntschaft mit Rottmayer (Arnold Schwarzenegger): Der sitzt ein, weil er den international gesuchten Finanzkriminellen Mannheim kennt, den der korrupte Gefängnisdirektor Hobbes (Jim Caviezel) in seine Gewalt bringen möchte. Breslin und Rottmayer erarbeiten gemeinsam einen Plan, zu entkommen. Doch eine Entdeckung lässt ihre Hoffnungen auf den Nullpunkt sinken …

Die erste echte Paarung der ehemaligen erbitterten Konkurrenten Stallone und Schwarzenegger (nach den beiden EXPENDABLESFilmen) ist naturgemäß nicht das ganz große Feuerwerk, das diese Paarung vor 20, 30 Jahren ohne Frage bedeutet hätte. Die beiden Herren sind in die Jahre gekommen und lassen sich auch gern entsprechend inszenieren: Stallone überzeugt mal wieder in seiner Paraderolle als wizened veteran, als Mann, der keine großen Reden schwingt, sondern lieber mit guter Beobachtungs- und Auffassungsgabe überzeugt und den nichts mehr wirklich umhauen kann. Schwarzenegger ist als Rottmayer demgegenüber etwas gesprächiger und humorvoller, doch hinter seinem offenherzigen Wesen verbirgt sich ein Mann mit dem ein oder anderen Geheimnis. ESCAPE PLAN ist streng genommen Holywood-Bullshit: Konzeptkino, das mit einer überkonstruierten Story voller Twists und Turns aufwartet, die sich für superclever hält, aber vor Plotholes, Logiklöchern und Glaubwürdigkeits-Überstrapazierungen nur so strotzt. Ich bin allerdings gern bereit, über so etwas hinwegzusehen, wenn das Gesamtpaket stimmt, und das ist hier ohne Frage der Fall. Gefängnis- und besonders Ausbruchsfilme finde ich eigentlich immer klasse, die Idee um den Ausbrecherkönig im Superknast ist interessant, die Chemie der beiden Superstars stimmt, die Besetzung ist erlesen – neben den Genannten agieren Vincent D’Onofrio und Curtis „50 Cent“ Jackson als Breslins Geschäftspartner, Vinnie Jones als sadistischer Gefängniswärter und Sam Neill als Gefängnisarzt – und dass die Production Values über jeden Zweifel erhaben sind, ist eh klar. Vor allem aber ist ESCAPE PLAN sauber erzählt, ohne blöde Anbiederungen an den Zeitgeist, ätzende Manierismen oder anderen Kram, der erwachsenen Menschen heute sonst so oft den letzten Nerv raubt. Ich würde sogar sagen, dass der Film angenehm understated ist, sich ganz auf die granitene Präsenz seiner beiden Zugpferde verlässt und so einen Hauch von Siebzigerjahre-Männerkino ins gegenwärtige Eventkino bringt. Kein Meisterwerk, aber nettes Entertainment also, deutlich besser als das, was einem sonst in diesem Segment serviert wird. Und wenn Schwarzenegger in einer Szene deutsch spricht, dann merkt man erst, wie sehr man sich daran gewöhnt hat, ihn auf Englisch radebrechen zu hören.

Kommentare
  1. Schlombie sagt:

    Da ich dem Film bislang als einziger ein zu digitales Bild vorwerfe, das eher an Direct-To-DVD-Produktionen erinnert, lässt in mir die Frage aufkommen, ob der Film den Eindruck deswegen bei mir erweckt haben könnte, weil ich ihn bei einem Freund per HD-Qualität gesichtet habe und ich sonst nie etwas in HD gucke. Ist es möglich dass er sich bei meinem herkömmlichen Fernseher optisch weniger gereinigt geguckt hätte? Oder ist Dir ebenfalls eine kostengünstigere Bildqualität bei „Escape Plan“ aufgefallen? Diese besagte Optik schaute sich in meinem Falle (ein wenig übertrieben formuliert) wie selbstgedrehte Aufnahmen mit einer Digi-Cam. Hast Du eventuell vergleichbare Erfahrungen mit HD gemacht?

    • Oliver sagt:

      Den HD-Effekt kenne ich natürlich, aber der verschwindet tatsächlich nach kurzer Zeit, wenn man regelmäßig HD schaut. Für mich sieht ESCAPE PLAN aus wie jeder andere Film auch.

      • Schlombie sagt:

        Okay, ist also Standard für Neulinge, verstehe. Ich frag mich grad nur ob ich mich überhaupt daran gewöhnen möchte. Aber auf jeden Fall danke für die Info! 🙂

  2. Chrisch sagt:

    Dem kann ich mich nicht anschließen. Bezüglich der Optik meine ich. Diese fand ich schon seinerzeit im Kino nicht „filmisch“ genug. Die Sets wirken wie Sets und die Kamera erinnert in ihrer lethargischen Lustlosigkeit eher an einen abgetakelten Videotheken-Ostblock-Actioner denn an einen Kinofilm der satte 40 oder 50 Millionen gekostet haben soll.

    Die gelobten Production-Values konnte ich nicht erkennen und war durchweg enttäuscht von der visuellen Unzulänglichkeit des Films. Und an einer möglichen Sichtung auf BD kann es auch nicht liegen, da ich den Film erstmals in einem Kino gesehen habe und danach auf DVD.

    Die Optik fühlt sich schlicht billig an. Ganz anders als jene von „Headshot“ oder beispielsweise auch „The Last Stand“ die durchweg filmisch daherkamen.

    Hat mir – neben der unsäglichen Arnie-Synchronisation, der Verheizung Sam Neills und des vielen Leerlaufs – den Film regelrecht versaut.

    Greetz

    • Oliver sagt:

      Um mal einzuhaken: Ich glaube, Schlombie ging es nicht um den Look des Films, sondern die Bildqualität, die für HD-Neulinge im Vergleich zum analogen Bild eben immer etwas fernsehhaft aussieht.

      Zu dem was du schreibst: Dass das Setting wie ein Setting aussieht (was genau heißt das?), liegt wohl in der Natur der Sache, schließlich handelt es sich nicht um einen gewachsenen Ort, sondern um einen Knast, der auf einem Schiff eingerichtet wurde.

      Ich fand den Film keinesfalls visuell unzulänglich: Er spielt eben auf relativ eng abgezirkeltem Raum. Wenn das einen Film schon unfilmisch macht, was sind dann DIE HARD oder ESCAPE FROM ALCATRAZ für dich? THE LAST STAND (den ich ziemlich enttäuschend fand) sieht zwar optisch aufwändiger, dabei aber eben auch künstlicher und technisch aufgebrezelter aus als ESCAPE PLAN. An dem mochte ich gerade, dass er nicht ständig mit überkandidelten Schauwerten um sich schmeißt.

      Aber ich glaube, das habe ich ja auch geschrieben. Naja, wie dem auch sei. Mir hat der Film gefallen. Und dass die Synchro scheiße ist, dafür kann ja Hafström nix. (Ich schaue eh nur O-Ton.)

  3. Chrisch sagt:

    Da hast du mich missverstanden. Mit Set meinen ich keinesfalls das Setting, sondern das Set im wortsinn.

    Ich meine, dass die Verhörräume oder die Büroräume von Sly in dem Film (um zwei Beispiele herauszupicken) wie reine Studiobauten wirkten. Die Büroräume waren karg eingerichtet und die Einrichtung die geboten wurde, war so steril so künstlich in der Anordnung von Einrichtungsgegenständen, dass man förmlich spüren konnte, dass die Bücher in den Regalen oder die Pflanze auf dem Schreibtisch just vor ein paar Minuten von einem Set-Designer dort akkurat platziert wurde. Es fühlte sich nicht authentisch, nicht echt und nicht „bewohnt“ an. Alles schrie lauthals: Seht her, ich bin nur Requisite!

    Und der abgegrenzte Raum macht den Film natürlich nicht unfilmisch in seinem Look. Auch da hast du mich missverstanden. Oder ich habe mich unsauber ausgedrückt.

    Ich weiß nicht, welche Art von Kameras benutzt wurden, aber schon der gebotene Look kam mir nicht „filmisch“ vor. Die Farben wirkten blass (wäre theoretisch ein mögliches Stilmittel, aber in diesem Fall bin ich überzeugt, dass es am falsch benutzten oder schlicht billigem Equipment lag) und die genutzten Kameraperspektiven (recht viele Close-Ups wenn ich mich recht entsinne) erinnerten eher an einen kostengünstigen TV-Film denn an einen derart teuren Kinofilm.

    (Exkurs: Auch der look von Arnies neuem – Sabotage – ist für mich absolut unfilmisch. Dieser an Found-Footage angelehnte Stil um dem Zuschauer durch ständiges Gewackel Realismus vorzutäuschen, stößt mich unglaublich ab. Das als anderes Beispiel eines für mich unfilmischen looks. „Escape Plan“ besitzt auf andere – wie von mir versucht zu beschreiben – Weise einen unfilmischen Look)

    Dieser meines Erachtens nach billige Look erzeugt durch günstige Kameras oder falsches Handling derselben im Verbund mit den beschriebenen Defiziten im Setdesign, was auch an der augenscheinlich schlechten Ausstattung des Films lag, machten ihn für mich ungenießbar.

    Andere Beispiele für einen – für mich – abstoßend unfilmischen Look:

    Seagals Pistol Whipped oder Last Bullet mit Lundgren. Und in genau jene Kerbe schlug optisch meines Erachtens nach auch „Escape Plan“. Nur das der 40 Millionen mehr Budget zur Verfügung hatte…

    greetz

    • Oliver sagt:

      Es macht keinen Sinn, groß darüber zu diskutieren: Ich habe das, was du kritisierst, nicht so empfunden. Ich finde aber auch nicht, dass die beiden Filme, die du am Ende als Referenzen heranziehst, „unfilmisch“ oder visuell unbefriedigend sind. Sie haben einfach einen anderen Look als andere Filme. Was ja auch gut so ist.

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