white lightning (joseph sargent, usa 1973)

Veröffentlicht: August 14, 2015 in Film
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1973 White lightning - Los traficantes (ing) 01Ein Lieblingsfilm seit meiner Kindheit, in der ihn meine Eltern aus dem Fernsehen aufgezeichnet hatte. Verstanden habe ich ihn damals nicht (warum man keinen Schnaps brennen darf, war mir ein Rätsel), aber die Eröffnungsszene, in der der fiese Sheriff Connors (Ned Beatty) zwei Jungs ertränkt, hat mich immens beeindruckt. Heute fällt es mir dann auch ein bisschen schwer auseinanderzuhalten, was an meiner Zuneigung hoffnungslose Nostalgie ist und was „objektives“ Gutfinden von Sargents schnurrendem Entertainmentboliden. WHITE LIGHTNING genießt einen ausgezeichneten Ruf als einer von Reynolds‘ besten Filmen seiner „klassischen“ Phase, aber ich vermute, dass Menschen, die ihn heute zum ersten Mal sehen, ihn wahrscheinlich als unspektakulär empfinden. Es gibt drei ausgedehnte Verfolgungsjagden und eine tolle Besetzung, aber sonst könnte WHITE LIGHTNING auch eine etwas in die Länge gezogene Folge von „Ein Colt für alle Fälle“ oder „Ein Duke kommt selten allein“ sein.

Burt Reynolds ist Bobby „Gator“ McKluskey und er sitzt im Bau, weil er sich als „Moonshine Runner“, also als Lieferant schwarz gebrannten Fusels, verdingt hat, was in der Gegend, aus der er kommt, quasi der Standardberuf für echte Kerle ist. Als er erfährt, dass sein Bruder Donny, ein Student, vom korrupten Sheriff Connor umgebracht wurde, schlägt er dem Staat einen Deal vor: Er bietet sich als Informant an, verspricht, Connor belastendes Material zu finden, und wird freigelassen. Als Fahrer für Roy Boone (Bo Hopkins) steigt er in die Szene ein, bekommt aber bald Gewissensbisse, weil er natürlich auch seinesgleichen mit inkriminiert. Also muss er den schurkischen Sheriff auf seine Weise drankriegen.

WHITE LIGHTNING gefällt mir vor allem wegen seines staubig-sumpfigen Südstaatensettings. Alle Figuren sprechen diesen herrlich Southern Drawl, sind pausenlos verschwitzt und leben in Holzhäusern voller Gerümpel, die Straßen sind lehmige Dreckpisten und keiner scheint einer normalen Arbeit nachzugehen. Burt Reynolds ist ein Mahnmal männlichen Selbstbewusstseins, ohne jedoch in dieses Geckenhafte abzugleiten, das später seinen Abstieg begleitete. Auch wenn sich das in meiner Beschreibung anders anhört: WHITE LIGHTNING ist frei von überflüssigen Beigaben oder klischeehaften Übertreibungen. Er wirkt eher reduziert in seinem gesamten Aufbau, auch nicht so als hätte ein Yankee einen Film über das Leben im Süden gemacht. Ob Sargents Film wirklich authentisch ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber er wirkt definitiv so. Ein gutes Beispiel, um einen Eindruck von dieser Zurückgenommenheit zu geben, ist Ned Beatty. Sein Sheriff ist kein geiferndes Arschloch, wie man das von Bösewichten in Actionfilmen erwarten darf, nein, es ist eben ein Beamter, der seine Amtsautorität missbraucht in dem Glauben, dazu berechtigt zu sein. Beatty erkennt man fast gar nicht mit Brille, Hut und zusammengepressten Lippen und jede Komik, die er sonst gern in seine Rollen einbringt, ist hier abwesend. J. C. Connor ist einfach nur ein Fascho-Arschloch, wie es sie überall gibt. Das ist dann auch der kleine Schlenker, den sich der Film erlaubt: der Grund, warum Gators Bruder sterben musste. Hier weitet sich ganz zum Schluss der enge Fokus des Films und das zuvor nie hinterfragte Handeln des Helden wird doch noch einmal infrage gestellt, bevor es ein letztes Mal rund geht.

Doch, doch WHITE LIGHTNING ist schon toll.

Kommentare
  1. Ghijath Naddaf sagt:

    Cooler Film, cooler Soundtrack.

  2. Marcos sagt:

    Wegen dem haben wir uns ja mal ganz gut gefetzt. Eigentlich mag ich Sargents nüchternen Stil. Wahrscheinlich würde ich den „Meutenhetzer“ heute besser finden.

  3. Oliver sagt:

    Echt? Weiß ich gar nicht mehr.

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