zombi 3 (lucio fulci/bruno mattei, italien 1988)

Veröffentlicht: Dezember 5, 2015 in Film
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zombie_flesh_eaters_2ZOMBI 3 ist ein stinkender Haufen madenverseuchten Unrats und der mit Abstand schlechteste in Fulcis über 50 Titel umfassender Filmografie. Wenigstens darüber gibt es keine Diskussion, denn ansonsten ranken sich Kontroversen um diesen Film. Wahrscheinlich in der Hoffnung, wenigstens noch einmal großen Reibach machen, erklärte Fulci sich auf Anfrage von Produzent Franco Gaudenzi bereit, auf den Philippinen ein Sequel zu seinem eigenen, zehn Jahre zuvor entstandenen ZOMBI 2 zu inszenieren. Doch vor Ort ging es mit dem Gesundheitszustand des seit seiner Hepatitis-Infektion höchst labilen Regisseurs schnell bergab und er musste schließlich die Heimreise antreten. Bruno Mattei, der im Jahr zuvor mit Gaudenzi vor Ort bereits DOUBLE TARGET, ROBOWAR – ROBOT DA GUERRA und COP GAME gedreht hatte, sprang ein und „beendete“ den Film auf seine ihm eigene unnachahmliche Art (Gaudenzi und Mattei blieben sich auch danach treu: In einer aus Stahl geschmiedeten Ehe machten sie zusammen noch TRAPPOLA DIABOLICA, den unfassbaren TERMINATOR II, NATO PER COMBATTERE und DESIDERI). Fulci war ob des Resultats schockiert und versuchte verzweifelt, jeden Hinweis auf seine Beteiligung an dem Film zu tilgen, was ihm aber leider misslang. Mattei hingegen behauptete, nur ca. 40 % von ZOMBI 3 inszeniert zu haben. Es gibt eigentlich keinen Grund, ihm nicht zu glauben: In Matteis Filmografie tummelt sich so viel ehrfurchtgebietender Schrott, da hätte eine weitere Ranzgurke kaum einen Unterschied gemacht. Warum sollte er ausgerechnet die Urheberschaft für ZOMBI 3 leugnen, wenn er auch kein Problem damit hatte, für all die anderen Zelluloidmonstren mit seinem bürgerlichen Namen geradezustehen? Der immer noch klangvolle Name „Fulci“ aber versprach eine Aufmerksamkeit, die Mattei allerhöchstens geschmacksverwirrte Pennbrüder und syphilitische Prostituierte, denen er noch Geld schuldete, entgegenbrachten.

Tatsächlich trägt ZOMBI 3 alle „Markenzeichen“ eines Mattei-Films aus jener Epoche: Er wurde, wie schon erwähnt, auf den Philippinen gedreht und von Partner in Crime Claudio Fragasso geschrieben, verfügt über einen Synthiescore (hier von Stefano Mainetti) sowie Zombies, die mal traurig herumschlurfen, dann wieder rennen und springen und darüber hinaus aussehen, als hätte man ihnen Scheiße ins Gesicht geschmiert, sterile Labor- und Bürosettings, hirnrissige Einfälle in Reihe und eine Darstellerriege, die Mattei in dieser Zeit wahrscheinlich auch aufs Klo folgte. Massimo Vanni, Ottaviano Dell’Acqua und Mike Monty sind mit von der Partie, der obligatorische Auftritt von Luciano Pigozzi fiel der gnadenvollen Schere zum Opfer. Auf der anderen Seite ist da nichts, was man guten Gewissens Fulci zuschreiben könnte, selbst wenn man einräumt, dass der Ende der Achtzigerjahre nicht mehr im Vollbesitz seiner kreativen Kräfte und außerdem gesundheitlich angeschlagen war. ZOMBI 3 lässt jede Atmosphäre, jeden visuellen Stil, jedes inszenatorische Feingefühl, jeden Anflug von Spannung vermissen und präsentiert sich als durch und durch minderbemittelte Anhäufung von Ideen, die man bei vollem Verstand verworfen hätte.

Ich hatte mich tatsächlich gefreut auf diesen Film, den ich zum letzten Mal vor rund 20 Jahren gesehen und zwar als bescheuert, aber immerhin lustig und unterhaltsam in Erinnerung hatte. Boy, was I ever wrong! Es ist schon ein Kunststück einen Film hinzubiegen, der bei größtmöglicher Aufregung und Hysterie so dermaßen steif, leblos und langweilig rüberkommt. Inhaltlich wird lediglich die Prämisse von Matteis VIRUS neu aufgekocht, aber das apokalyptische Flair, das man diesem noch zugutehalten kann, will hier zu keiner Sekunde aufkommen, stattdessen wird man durch eine nicht enden wollende Abfolge dusseliger Episoden gejagt, die jeder Mindestanforderung an inhaltliche Logik ihre vollmundige Absage erteilt. Stimmung kommt eigentlich nur bei den Auftritten von Mike Monty auf, der mal wieder den militärischen Hardliner gibt (ich vermute, er hat damals direkt neben dem Telefon und in Uniform geschlafen): Wie er dem besorgten Wissenschaftler da beharrlich und in undiplomatischer Härte widerspricht, ohne auch nur ein einziges Argument vorzubringen, auch für ein Kind als vollkommen logisch erkennbare Schlussfolgerungen des armen, ob dieser Renitenz völlig verzweifelten Mannes barsch als „Science Fiction“ abwatscht und dann, grinsend wie ein frecher Schulbub, der seinem Mitschüler das Pausenbrot gezockt hat, den Atomschlag anordnet, das hat schon was und gern hätte man mehr davon gesehen. Dummerweise ist Mattei mehr an seinen spannungsarmen Action- und Splatterszenen gelegen, die im einen Fall krachend scheitern, weil sie total beliebig sind, im anderen einfach nur ermüden. Ein aus dem Kühlschrank fliegender Zombiekopf und die Spontangeburt eines gefräßigen Zombieblags bleiben im Gedächtnis, das war’s. Und der Versuch, am Ende an die humanistische Note von Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD oder die pessimistische Zukunftsperspektive von DAWN OF THE DEAD anzuknüpfen, mutet ob der zuvor anderthalb Stunden zur Schau gestellten Unfähigkeit schlicht kackendreist an. Mattei eben, und zwar durch und durch.

Kommentare
  1. Doch vor Ort ging es mit dem Gesundheitszustand des seit seiner Hepatitis-Infektion höchst labilen Regisseurs schnell bergab und er musste schließlich die Heimreise antreten. = Laut Fulci selbst hatte der Abbruch nichts mit seinem Gesundheitszustand zu tun. Das Problem war, dass er das Drehbuch scheiße fand, er aber keine neue Version durchsetzen konnte, da Fragasso bestens mt Gaudenzi konnte. Ebenfalls laut Eigenauskunft stammen 75 Minuten von ihm.

    Ich find ZOMBI 3 in Teilen ganz ok….;) (und um einiges besser als „Teil 4“, AFTER DEATH ;))

    • Oliver sagt:

      Was natürlich die Frage aufwirft, warum er den Film überhaupt machen wollte. Dass das Drehbuch scheiße war, hätte er ja auch vorher schon in Erfharung bringen können, oder?

      Für AFTER DEATH will ich mich nicht verbürgen, weil es schon zu lang her ist, dass ich ihn gesehen habe, aber zumindest in der Erinnerung finde ich ihn lustiger als ZOMBI 3. Allein schon wegen diese schwachsinnigen Voodoo-Einlagen. 🙂

  2. Njein. Wenn man sich vor Augen hält, wie solche Filme damals oftmals zustande gekommen sind, muss das nicht unbedingt sein (denke da die schöne Geschichte von Rollin, der ans Set von ZOMBIE LAKE kam, ohne eine Drehbuchseite gelesen zu haben, oder an Jack Hill, der bei der Ankunft am Set von ICH, EIN GROUPIE erfahren musste, dass es gar kein Script gibt)..

    Bei Fulci halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass er – gerade zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere – bei der Fortsetzung des Films, der ihn weltbekannt gemacht hatte, einfach auf alle Fälle dabei sein wollte und sich Hoffnung gemacht hatte, während der Arbeit am Film was zu ändern (gerade bei den Italienern ja nichts ungewöhnliches), dann aber auf Wiederstand stieß.

    Was AFTER DEATH angeht: Also…ich kann ja gelegentlich sogar was mit Mattei anfangen, aber Fragasso kann echt gar nix. Zumindestens kenn ich keinen Film von ihm, der auch nur ansatzweise was taugt. Italo-Bodensatz.

    • Oliver sagt:

      Stimmt schon, und wahrscheinlich werden wir nie erfahren, wie es wirklich war. Ich denke, dass Fulci mehr zu verlieren hatte, die Aussage, er sei körperlich nicht mehr fit gewesen, ihm wesentlich mehr schadete als die, er habe aus freien Stücken und aufgrund der Unfähigkeit anderer das Handtuch geworfen. Gut, Mattei und Fragasso wollten sicherlich auch nicht als Deppen dastehen, sie hätten insofern auch ein Motiv gehabt. Glaubenssache.

      Natürlich ist Fragasso ein Nichtskönner. Ich sage auch nicht, dass AD ein guter Film ist. Vielleicht ist er Bodensatz, aber einen erheblichen Qualitätsunterschied zu ZOMBI 3 sehe ich einfach nicht. Der ist einfach furchtbar dröge und noch nicht mal witzig. Die zwei, drei brauchbaren Szenen fielen für mich echt nicht ins Gewicht.

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