ghetto blaster (alan stewart, usa 1989)

Veröffentlicht: März 8, 2016 in Film
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ghettoblaster„Zu Hause ist es am schönsten“: Von diesem Irrglauben muss sich  Travis (Richard Hatch), ein mittelalter Vietnamveteran, schleunigst verabschieden, als er seine Eltern  besucht. Die „Hammers“, eine lateinamerikanische Gang unter der Führung des teuflischen Jesus (Del Zamora), haben die Kontrolle über das Viertel übernommen, Gewalt und Angst beherrschen die einst so idyllischen Straßen, die immer mehr verkommen. Als auch sein Vater (R. G. Armstron) den Hammers zum Opfer fällt, nimmt Travis den Kampf gegen sie auf …

GHETTO BLASTER ist typische Spätachtziger-Videoware, die mehr als nur ein Stichwort von Michael Winners unvergesslichem DEATH WISH 3 entgegennimmt, sich aber mit Bezug auf die damals eskalierende Bandenproblematik stärker als jener an der gesellschaftlichen Realität orientiert. Direktes Vorbild für Stewarts Film dürfte Dennis Hoppers kurz zuvor erschienener und heiß diskutierter COLORS gewesen sein, doch an Aufklärung oder auch nur Authentizität war ihm augenscheinlich weniger gelegen als an krachiger Action und kathartischer Triebabfuhr. Die Doppelmoral äußert sich am stärksten darin, dass an den Bandenmitgliedern einerseits kaum ein gutes Haar gelassen wird, die entsprechenden ästhetischen Merkmale – Graffiti und Hip-Hop – aber geradezu zelebriert werden. Gleich mehrere im Rhythmus der Musik geschnittene Montagesequenzen beschwören die ideelle Verwandtschaft zu den damals populären Musikvideos herauf, von denen sich der gutbürgerliche All-American Hero Travis wohl kaum repräsentiert geühlt haben dürfte.

Der Protagonist ist gleichzeitig Segen und Fluch des ordentlich inszenierten, aber insgesamt doch etwas enttäuschenden, weil hoffnungslos durchschnittlichen Films. Richard Hatch ist sympathisch und relatable, trägt wesentlich dazu bei, dass GHETTO BLASTER mit wenigstens einem Fuß in der Realität verhaftet bleibt und nicht zur völlig hohlen Ballerorgie für Testosteronjunkies verkommt. Andererseits fehlt ihm aber auch jeglicher Wahnsinn: Selbst, wenn er auf Rachefeldzug geht, verliert er nie die Kontrolle, überschreitet nie die Grenze zum Sadismus. Er verrichtet seine Arbeit effektiv, aber ohne jene Freude an der Selbstermächtigung, die den Selbstjustizfilm erst zu einer solch prickelnden und ambivalenten Angelegenheit macht. Selbstjustiz funktioniert hier tatsächlich. Was nicht heißt, das GHETTO BLASTER ohne Brutalität wäre, im Gegenteil. Die Pistolenschüsse klingen wie Atombombenexplosionen und es gibt etliche eindrucksvolle Squib Shots und explodierende Brustkörbe zu bestaunen, nur gehen die fast alle auf das Konto der Schurken. In Verbindung mit der braven Biederkeit des Helden, der am Ende lächelnd über die endlich wieder sicheren Straßen flanieren darf, für seine Heldentaten zahlreiche Schulterklopfer erhält, ist das schon ein Problem, mehr als es die absurde Überspitzung Winners im genannten DEATH WISH 3 je sein könnte.

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