china o’brien (robert clouse, usa 1990)

Veröffentlicht: Februar 15, 2018 in Film
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Die New Yorker Polizistin und Martial-Arts-Lehrerin China O’Brien (Cynthia Rothrock) lässt sich von einem Zweifler zu einem Straßenkampf überreden: Doch die vermeintlich eingeweihten Gegner erweisen sich als echte Gewalttäter und am Ende muss China einen von ihnen erschießen. Reuevoll legt sie ihr Amt nieder und besucht ihre Heimat irgendwo im Mittelwesten, wo ihr Papa (David Blackwell) Sheriff ist. In dem Örtchen ist nichts mehr wie früher: Der fiese Geschäftsmann Sommers (Steven Kerby) hat ein System der Korruption errichtet, gegen das es kein Mittel zu geben scheint. Als Papa und Bruder einem Mordanschlag zum Opfer fallen, stellt sich China zur Wahl als neuer Sheriff. Gemeinsam mit ihrem Freund Matt (Richard Norton) und dem Loner Dakota (Keith Cooke) will sie mit dem Gesindel aufräumen …

Regisseur Robert Clouse wird für seinen ENTER THE DRAGON immer einen Platz in der Filmgeschichte haben, auch wenn sein Beitrag zu diesem Film weniger entscheidend gewesen sein mag als der seines Stars Bruce Lee. Danach kamen noch ein paar okaye, meist ganz nett besetzte Exploiter – BLACK BELT JONES, GOLDEN NEEDLES,  THE ULTIMATE WARRIOR, THE AMSTERDAM KILL und der hübsche Hundehorror-Film THE PACK -, die aber schon nur noch wenig von dem psychedelischen Charme des Bruce-Lee-Klassikers hatten und meist etwas trist und angestaubt daherkamen. Mit dem grotesk in die Binsen gegangenen Lee-Vehikel GAME OF DEATH, einem aus Resten zusammengestückelten Etwas, ging die große Talfahrt los. Ich danke dem Universum für die Existenz eines Films wie GYMKATA, aber ein Filmemacher, der noch alle Sinne beisammen hatte, hätte den gewiss niemals gedreht. Danach war, wenig verwunderlich, fünf Jahre Pause und dann kam CHINA O’BRIEN, der gleich back to back mit dem Sequel gedreht wurde.

Das Logo der Golden Harvest Group sollte die Hoffnungen nicht allzu hoch schnellen lassen: CHINA O’BRIEN ist ein billig runtergekurbelter Klopfer für die Videothekenkundschaft, mit einem Plot, dessen weiteren Verlauf man bereits nach wenigen Minuten punktgenau vorhersagen kann. Die Fights sind kompetent, wenngleich bieder und uninspiriert heruntergefilmt und das gilt für das ganze Vehikel, das ästhetisch nur ganz knapp oberhalb eines waschechten Amateurfilms rangiert. Alles ist fruchtbar schrabbelig und unansehnlich, ohne aber auf ansprechende Art und Weise dreckig zu sein. Gut, die Klamotten und die Frisuren waren anno 89/90 nunmal so, aber hier sind ja auch die Menschen, die darin stecken bzw. darunter hervorschauen, von bemerkenswerter Unattraktivität. Noch nie ist mir aufgefallen, dass Richard Norton eine ausgesprochen putzige Knubbelnase hat und im Originalton zudem einen sehr dusselig klingenden Aussie-Akzent. Cynthia ist ja eigentlich ganz süß, kommt mit ihrem wippenden Bubikopf und den weiten Pluderhosen und Blousons in den Kampfszenen aber rüber wie ein überdrehtes Kind und nicht wie die gnadenlose Fighterin. Keith Cooke verströmt als einziger so etws wie Coolness, aber er hat ja auch lange schwarze Haare, eine Lederjacke, ein Stirnband und ein Motorrad. Easy.

Dann dieser „politische“ Subplot um Chinas Wahlkampf: Wie sie da amatuerhaft kopierte Wahlzettel an Strommasten tackert, Kinder und Menschen für sich einspannt, die auf den Plakaten noch nicht einmal ihren Namen richtig schreiben können („China O’Brian“), oder ihren Matt vorschickt, um Summers‘ Leute unter dem Jubel der Massen zu verdreschen, ist von rührender Naivität. Nachdem sie dann die Wahl gewonnen hat, stattet sie jeden jugendlichen Proleten mit einem Deputy-Stern aus: Na, herzlichen Glückwunsch! Den Vogel schießen die völlig überzogenen Sound-FX ab: Jeder harmlose Schwinger wird da mit einem „swoosh“ untermalt, die Schläge krachen wie Pistolenschüsse, dabei werden da doch nur ein paar bierbäuchige Bierkutscher verdroschen. Das ist wahrscheinlich das Schönste an dem Film: Seine Zeichnung organisierten Verbrechens ist hoffnungslos albern, provinziell und unglaubwürdig. Man fragt sich die ganze Zeit: Was gibt es in diesem Kaff eigentlich zu holen für diesen Summers, das er nicht auch mit legalen Mitteln erreichen kann? Eine befriedigende Antwort darauf gibt es nicht. Vielleicht ja im zweiten Teil.

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