Mit ‘Mondofilm’ getaggte Beiträge

FACES OF DEATH, das ist eine Mutprobe im Teenageralter, das sind empörte Eltern, Erzieher und Politiker, das ist Jugendverderbung im Videoformat, Geschmacklosigkeit und Voyeurismus getarnt durch ein Feigenblättchen der Aufklärung, das ist der Abstieg in den Morast von Sensationalismus, der Aufschrei über sogenannten „Snuff“, das ist ein Stück Horror- und Expoitationfilmgeschichte, ein Fenster in eine andere, längst vergangene Zeit – und nicht zuletzt eine Lehrstunde in Sachen Marketing, Filmtechnik und Medienkompetenz.

Der Ruch des Verbotenen haftete an FACES OF DEATH wie Fliegen an der Scheiße, er versprach den absoluten Tabubruch, den ultimativen Kick: reale Bilder des Todes, echtes Blut, echte Schmerzen, echtes Leid. Keine albernen Spezialeffekte, kein geschmackvolles Wegschneiden, nein, die Chronisten von FACES OF DEATH hatten mutig draufgehalten bei Exekutionen, Unfällen, Morden – natürlich nur, um ihre Zuschauer aufzuklären. Der Ruf, den sich der Film mit diesem Versprechen erarbeitete, während der Achtzigerjahre auf dem Videosektor verteidigte und mit diversen Sequels ausbaute, war legendär. Der Titel war eine Marke und selbst die, die den Film nicht gesehen hatte, wussten, was es damit auf sich hatte. Gemessen an dem finanziellen Einsatz, den die Produzenten erbracht hatten, ist das ein sensationelles Ergebnis. Aus Marketingsicht war FACES OF DEATH ein Geniestreich.

Bei meiner Erstbegegnung mit dem Film in den frühen Neunzigern eilte ihm dieser Ruf schon längst voraus: Man raunte sich den Titel auf dem Schulhof zu, tänzelte in der Videothek um das markig gestaltete Cover herum. Sollte man? Oder riskierte man damit doch vielleicht geistige Gesundheit und die Zugehörigkeit zur Zivilisation? Wie immer war dann alles halb so wild. Schon damals fiel ich nicht mehr auf seine Masche rein, durchschaute das „authentische“ Material als inszeniert und konnte über die Mischung aus Dreistigkeit und Unbedarftheit anerkennend grinsen. Es braucht eigentlich nur etwas gesunden Menschenverstands und Anfängerwissen über Filmtechnik, um zu erkennen, dass da in den meisten Episoden lediglich clever getrickst worden war: Dass das im Bonusmaterial der 2008er-BR-Veröffentlichung bestätigt wurde, war eigentlich die unnötige Erklärung eines einfältigen Kalauers. Ich sage bewusst „eigentlich“, denn der Erfolg von FACES OF DEATH (und vergleichbaren Titeln) zeigt natürlich auch, dass der Zuschauer den Bildern glauben will. Die Empörung über die Niedertracht, die hinter FACES OF DEATH und Konsorten steht, und die Lust am Tod, die der Film befriedigt, gehen Hand in Hand.

Findige Geschäftsleute haben sich das seit Jahrhunderten zunutze gemacht, nicht zuletzt Filmemacher: Die ersten Exploitationfilme zeigten in den Dreißigerjahren Geschlechtsteile unter dem Deckmantel der Aufklärung und „Sexualhygiene“, noch in den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren rannten deutsche Bürger zu Millionen in die Reportfilme, die nach demselben Rezept gefertigt waren. Der Aufklärungsaspekt diente als Alibi, und wenn sich doch Schuldgefühle meldeten, konnte man mit dem Finger wunderbar auf die Produzenten zeigen, die die Geschmackgrenzen übertreten hatten. Einen Film wie FACES OF DEATH musste man ja allein schon deshalb ansehen, um mitreden zu können und zu wissen, in welchen Niederungen sich die Menschheit mittlerweile bewegte. Eine nahezu perfekte Geschäftsstrategie. Daher ist es auch keine allzu große Überraschung, dass FACES OF DEATH als Film(kunst) betrachtet, nicht besonders aufregend ist. Aber darüber nachzudenken, wie er sein Thema aufbereitet und welche Implikationen seine Doppelstrategie aufwirft, kann einen mehrere Tage beschäftigen. Und als Vertreter eines bestimmten Bahnhofskinoströmung ist er tatsächlich sehr viel charmanter, als ich das erwartet hatte.

FACES OF DEATH schiebt als Erzähler den Pathologen Dr. Gröss (Michael Carr) vor, der über seine Erfahrungen mit dem Tod spricht. Seine Einführung ist urkomisch und schon in diesen ersten Minuten geht die angepeilte Authentizität des Films eigentlich vollständig baden: Das „Krankenhaus“, in dem er arbeitet, zeigt geschmackvolle braune Tapeten und einen Flur, durch den man beim besten Willen kein Bett schieben könnte, sein Büro ist eine triste Abstellkammer, in die eine Schwester prompt ein Einmachglas reicht, kaum, dass er dort Platz genommen hat („Hier Doktor, sie hatten danach gefragt.“ „Ah, ja, danke!“) Er fungiert im Folgenden als Voice-over-Kommentator, der entweder Archivbilder kommentiert oder aber Material, dass er während seiner „Forschungen“ selbst aufgenommen hat. Der Bogen, den der Film spannt, reicht vom Verhältnis des Menschen zum Tier über Betrachtungen institutioneller Gewalt, die Faszination des Menschen für den Tod und seinem Bedürfnis nach dem „ultimativen Kick“ bis hin zu den fragwürdigen Errungenschaften der Technik und diversen Perversionen, wie etwa Ritualmorden. Erstaunlich ist die liberale Ausrichtung: Dr. Gröss gesteht, dass er kein Fleisch mehr essen könne, nachdem er gesehen hat, wie Tiere massenhaft geschlachtet werden, er bezeichnet die Todesstrafe als inhuman und beendet den Film mit Bildern einer Geburt auf einer optimistischen Note (interessanterweise verbleibt die Kamera bei der Geburt auf dem Gesicht der Mutter). FACES OF DEATH wirkt ehrlich in seiner Haltung: Wie könnte man die Bilder brutaler Massentierschlachtungen anders kommentieren? Und wenn eine (natürlich gefakte) Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl dargeboten wird, dann kann die normale Reaktion darauf eigentlich auch nur jene von Dr. Gröss sein, Exekutionen nämlich für grausam und inhuman zu halten. Aber dann stellt sich eben auch wieder die Frage, ob diese Haltung nicht doch nur vorgeschoben ist, eine Methode der Filmemacher, sich zu legtimieren. Fraglich, ob sich das abschließend beantworten lässt – und ob das überhaupt eine Rolle spielt.

Sehr schön und deutlichstes Zeichen für den spielerischen Charakter und den Humor von FACES OF DEATH ist die Episode, in der es um den Tod eines Stuntman am Set eines Filmes geht. Den Voice-over, der die Differenz zwischen dem thematisiert, was man auf der Leinwand sieht, und dem, was am Set passiert, kann man fast als Decoder benutzen, als Hinweis darauf, dass man die Bilder von FACES OF DEATH hinterfragen sollte. Die Kameraeinstellungen, Schnitte und Ausleuchtung sind immer etwas zu perfekt, im Unterschied zu den Darstellern und Settings. Der Aufregerstatus, den FACES OF DEATH einst innehatte, hat sich in den 40 Jahren seit seinem Erscheinen verflüchtigt – es gibt da heute ganz andere Kaliber. Ich vermute dennoch, dass so mancher auch heute noch auf ihn hereinfallen würde. So schäbig und schundig er auch ist, er ist durchaus clever gemacht, nutzt die Kraft der Bilder und die Macht der Suggestion, die einen mehr als einmal glauben lässt, mehr gesehen zu haben, als tatsächlich gezeigt wurde. Mir hat das Wiedersehen großen Spaß gemacht: Ein idealer Eröffnungsfilm für unser Festival des menschenfeindlichen Films.

0076237Die Esoterikwelle, die in den späten Sechzigerjahren auch Deutschland erfasste und zweifelhafte Gesellen wie den Schweizer Schriftsteller Erich von Däniken oder den „Mentalist“ Uri Geller zu Millionären (ersterer) oder Mediensensationen (letzterer) machte, schlug sich auch in einigen hierzulande eher seltenen Beiträgen zum spekulativen Genre des Mondofilms nieder. Harald Reinls Däniken-Adaption ERINNERUNGEN AN DIE ZUKUNFT ist wahrscheinlich der populärste von ihnen, heimste unglaublicherweise gar eine Oscar-Nominierung als bester Dokumentarfilm ein (Reinl drehte später noch den ähnlich gelagerten UND DIE BIBEL HAT DOCH RECHT, die Verfilmung eines Sachbuch-Bestsellers von Werner Keller), Rolf Olsens REISE INS JENSEITS möglicherweise der berüchtigtste.

Nach einer recht ausführlichen Exposition, die sich mit der Frage auseinandersetzt, woher das gestiegene Interesse an übersinnlichen Phänomenen kommen mag, und welchen Sinn es hat, sich mit ihnen zu befassen, und sich dabei in eine wahre Tirade über den desolaten Zustand unseres Planeten hineinsteigert, bereist Olsen mit seinen Kameraleuten u. a. Italien, Ghana, Brasilien oder die USA, um Exorzisten, Medien, Wunderheilern, Zauberern bei der Arbeit zuzuschauen und zu ergründen, was es mit deren Fähigkeiten auf sich hat. Der betriebene Aufwand ist beachtlich: Wurden andere Mondofilme überwiegend aus preisgünstig erstandenem Stock Footage und aus mit Laiendarstellern im Hobbykeller gedrehten Szenen zusammengeschraubt, ist das meiste des hier verwendeten Materials tatsächlich original, wie Olsens sichtbare Anwesenheit beweist. Und original sind auch die zahlreichen Experten aus dem wissenschaftlich höchst seriösen Bereich der Parapsychologie, die in den Credits akribisch aufgelistet werden. Die äußerste Dramatik vermittelnde Stimme des aus unzähligen Report-Filmen bekannten Sprechers ruft zwar gewisse Assoziationen hervor, doch am Anfang erweckt Olsen tatsächlich den Eindruck von, nunja, Seriosität. Die Szene bei einem Münchener Zahnarzt, der eine überaus blutige Behandlung an einer angeblich nur durch Hypnose betäubten Patientin vornimmt, haut gleich gut rein, der folgende Besuch bei einer besessenen Alpenbewohnerin, die wie aus dem Nichts einen ihrer Anfälle bekommt, verfehlt seine Wirkung ebenfalls nicht. Vorläufiges bizarres Highlight ist eine in völliger Dunkelheit abgehaltene Seance, bei der dem Medium Ektoplasma (Eierkuchen?) aus dem Schädel tropft und ein Gespenst ohne Gesicht erscheint. Auch wenn das alles sehr nach Geisterbahn aussieht: Ich war zu diesem Zeitpunkt durchaus geneigt, dem Film zu glauben oder zumindest an meinen bisherigen Überzeugungen zu zweifeln, was als Beleg für Olsens kompetente Inszenierung gelten mag. Erst im weiteren Verlauf, entpuppt sich REISE INS JENSEITS als die handelsübliche Mogelpackung, die wilde Spekulationen marktschreierisch als hieb- und stichfeste Fakten präsentiert und die dargebotenen Sensationen gar nicht mehr hinterfragt.

Da hebt ein Magier aus Ghana durch den Einfluss von Wassergeistern vom Boden ab und die Kamera kann den Verdacht, dass er von Seilen hochgezogen wird, natürlich nicht entkräften, auch wenn der Sprecher das noch so nachdrücklich behauptet. Die Fähigkeit diverser Wunderheiler, mit bloßen Händen die Bauchdecke zu durchstoßen und Operationen an den Organen vorzunehmen, ohne dass eine erkennbare Wunde zurückbliebe, gründet sich in Wahrheit auf nur mäßig überzeugende Taschenspielertricks sowie das ablenkende Gemantsche mit Kunstblut und diversen Fleischabfällen, das Gleiche gilt für den brasilianischen Zauberdoktor, der hektisch mit einem Skalpell herumschnipselt, dass das Blut nur so spritzt – wie man sehr deutlich erkennen kann aber nicht aus den Patienten heraus, sondern lediglich aus der Trickmesserklinge. Der Versuch, solchen mit bloßem Auge als fadenscheinig und durchsichtig erkannbaren Hokuspokus mithilfe von hinzugezogenen Wissenschaftlern als Ausdruck überirdischer Kräfte zu werten, muss gnadenlos nach hinten losgehen, auch wenn REISE INS JENSEITS sich dabei nicht ganz so dummdreist anstellt wie seine Kollegen. So wird zwischendurch immer wieder eher unspektakuläres und unverständliches Zeugs eingebunden, etwa ein Typ, der mit Magneten herumspielt, was dann auf der Tonspur umso praller kommentiert wird. Olsen weiß: Dass der Zuschauer nicht alles begreift, was ihm vorgesetzt wird, ist Voraussetzung für die Überzeugungskraft eines Films, der von unerklärlichen Dingen jenseits der materiellen Welt handelt.

Im letzten Beitrag wird dann schließlich eine bemitleidenswerte Frau vorgeführt, in deren Gliedmaßen sich auf unerklärliche Weise Nadeln manifestieren (man sieht auch, wie sie in einer Operation entfernt werden). Der behandelnde Arzt ist sich sicher, dass diese nicht einfach von außen eingeführt worden sein können, der Sprecher steigert sich angesichts der eigens für den Film gemachten Röntgenaufnahmen in Allmachtsfantasien: Eine nie dagewesene Sensation sei das, was man dem Zuschauer hier böte, ein unschätzbarer Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung überdies. Naja, sensationell ist wohl eher die Bereitschaft, stets den absurdesten Interpretationsversuch für den wahrscheinlichsten zu halten. Aber natürlich wissen die Filmemacher, dass sie frechen Schabernack als ultimative Wahrheit verkaufen. Die eigentliche Intention des Films, nämlich die, dem Publikum ein paar dralle Sensationen unter dem Vorwand der Aufklärung zu bieten, entbirgt sich gnadenlos in den ekligen Bildern einer Operation, bei der einer Frau eine Tasse blutbuttrigen Talgs aus einer aufgeschnittenen Furunkel am Rücken gedrückt wird oder in der Abfilmung eines heidnischen Rituals, wo es dann auch den bis dahin schmerzlich vermissten Tiersnuff gibt, Menschen mit Tierblut und Hühnerfedern übergossen werden und sich in konvulsivischen Zuckungen am Boden wälzen. Die Aufnahmen sind durchaus beeindruckend, aber eben nicht in dem Sinne, in dem der Film sie verstanden wissen will, als Einblick in übersinnliches Walten, sondern in dem Sinne, dass sie das Bedürfnis des Menschen nach Transzendenz bloßlegen, zeigen, wie weit er dafür bereit ist zu gehen und dass dieses Bedürfnis dann tatsächlich manifeste Folgen nach sich zieht. Reine Psychologie. Diese Erkenntnis liefert längst nicht jeder Mondofilm.

$T2eC16dHJGwE9n)yUsnQBRKi1Y(EKg~~60_57Ich habe mich bei der Eröffnung dieses Blogs vor nunmehr sieben Jahren dafür entschieden, Filme immer unter ihrem Originaltitel zu besprechen, ganz gleich welche Fassung ich tatsächlich gesehen habe. Bislang schien mir das ein legitimer, vertretbarer Brauch. Bei LA DONNA DI NOTTE, dem „Tristen Überraschungsfilm“ des 14. Hofbauer-Kongresses, ergeben sich durch diese Konvention aber Probleme für mich, mehr als bei den meisten anderen durch Klamauksynchronisation „verfälschten“ Filmen. Es handelt sich um einen Revuefilm, eine bunte Zusammenstellung verschiedener Tanz-, Gesangs-, Musiknummern und Folkloreeinlagen aus aller Welt, denen man in der deutschen Fassung eine solch idiotische narrative Klammer verliehen hat, dass ich ein schlechtes Gewissen dabei bekomme, meinen Text dem armen Mino Loy in die Schuhe schieben zu müssen. In der KÄUFLICHE NÄCHTE betitelten deutschen Fassung stellt sich Klaus Havenstein via Voice-over-Kommentar als „Reiseleiter“ vor, der eine fünfköpfige Touristenschar – und den Zuschauer – in den folgenden 90 Minuten in die Vergnügungszentren der Welt begleiten will. Bei diesen Touristen handelt es sich um fünf deutsche bzw. österreichische Komiker und Kabarettisten (mehrere von ihnen aus dem Dunstkreis der Münchener Lach- und Schießgesellschaft), die die folgenden Attraktionen mundartlich (im bayrischen, schwäbischen, sächsischen, Berliner und Wiener Idiom) kommentieren. Was zumindest theoretisch – und die entsprechende Klasse dieses Kommentars vorausgesetzt – lustig sein könnte, wird in der Realität zum Stahlbad dumpfer rassistischer und sexistischer Klischees, endloser unwitziger Wiederholungen und lieblos hingeschluderter One-Liner, die den Eindruck, die Synchro sei innerhalb weniger Stunden in einem einzigen Take ohne jede Vorbereitung entstanden, zu keiner Zeit verbergen können. Da beteuern die Reisenden immer wieder in ihrer bornierten deutschen Art, dass es ja zu Hause („in Tuttlingen“) viel lustiger sei, fordern die Männer, dass es doch jetzt endlich einmal wieder nackte Mädchen geben solle, während die weibliche Komikerin in ihrer Rolle als verständnisvolle Dame einräumt, dass das doch jetzt auch ganz hübsch sei. Am schlimmsten ist sicherlich die Diffamierung japanischer Tänzerinnen als „Japsinnen“, aber eigentlich macht es keinen Sinn einzelne Entgleisungen besonders herauszustellen: Die ganze Darbietung ist eine einzige Beleidigung für jeden halbwegs denkenden, aufgeklärten Menschen. Schockierend, was 1962 noch als harmlose Unterhaltung durchgehen konnte. Andererseits: Ich bezweifle, dass irgendjemand, der damals die Kinokarte für diesen Film löste, wirklich glücklich das Kino verließ. Es ist wirklich so schlecht.

Dabei ist das kompilierte Material eigentlich ganz hübsch, bunt, abwechslungsreich und einigermaßen rasant, sodass man bei Nichtgefallen nicht allzu lang auf Besserung warten muss. (Ein Auftritt der Louis-Prima-Band in Las Vegas, ein glänzendes Beispiel unnachahmlichen US-amerikanischen Showmanships, und ein heftiger Muay-Thai-Messerkampf waren für mich die Highlights.) In voller Breite kommen einige der besonders aufwändigen Tanznummer hervorragend zur Geltung und die Farben springen dem Betrachter nur so entgegen. Dennoch stellt sich  bei einem solchen Film über die Laufzeit von 90 Minuten fast zwangsläufig irgendwann Ermüdung ein. Und so bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob die deutsche Schreckenssynchro dem schönen, aber eben auch irgendwie beliebigen Bildmaterial wirklich nur schadet. Ganz sicher wird KÄUFLICHE NÄCHTE erst mit dieser halbgaren, unterentwickelten Prämisse, den unerträglich dummen Sprüchen, verbalen Geschmacklosigkeiten und dem unverhohlenen Zynismus, der sich in der ganzen Schlampigkeit der Darbietung widerspiegelt, zum gewichtigen Beitrag zur Beyond-Belief-Kategorie. Sonst wäre er lediglich ein ganz hübscher, aber eben auch hoffnungslos überkommener und natürlich vollkommen beliebiger Bilderbogen. Nicht, dass es nicht auch jenseits der Tonspur Anlass zum Leiden gäbe: Ein Ausflug in das staubige, braungraue, nach Bohnerwachs riechende Interieur des Berliner Café Resi, in dem sich die nicht durchgehend entnazifizierte deutsche Silberlöckchenmafia beim Tanztee in den Hirntod schwoft, entlockte mir in den Tiefen meiner Eingeweide aus Schmerz geformte Seufzer, und die Stripteasenummer einer Holzmarionette wird mich wahrscheinlich irgendwann in einem fieberhaften Albtraum heimsuchen und schweißgebadet aufspringen lassen. Nachdem das Elend überstanden war, waren nicht wenige Kongressteilnehmer, darunter auch ich, der Meinung, der triste und der stählerne Überraschungsfilm seien vertauscht worden. Viel härter als KÄUFLICHE NÄCHTE kann es nicht mehr kommen. Frühes deutsches Terrorkino mit akuter Verblödungsgefahr.