s.a.s. à san salvador (raoul coutard, frankreich/deutschland 1983)

Veröffentlicht: November 29, 2010 in Film
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Der österreichische Prinz Malko Linge (Miles O`Keeffe) arbeitet nebenberuflich als CIA-Agent und reist mit dem Auftrag nach San Salvador, den verbrecherischen Enrique Chacon (Raimund Harmstorff) zu liquidieren, der das kleine Land in Angst und Schrecken versetzt. Weil Chacons Männer aber überall sind, lassen sämtliche Informanten, die Malko helfen sollen, ihr Leben …

Es ist schon erstaunlich, dass so viele große Kameramänner als Regisseure so außerordentlich mäßig sind. Auftritt Raoul Coutard, der als DOP von Jean-Luc Godard und Francois Truffaut den Look der Nouvelle Vague ganz entscheidend mitprägte, dafür sorgte, dass Filme wie A BOUT DE SOUFFLE, TIREZ SUR LE PIANISTE, UNE FEMME EST UNE FEMME, JULES ET JIM, LE MEPRIS, BANDE À PART, PIERROT LE FOU und zahreiche weitere unauslöschlich ins kollektive filmische Gedächtnis eingebrannt sind, inszenierte insgesamt drei Filme, von denen S.A.S. À SAN SALVADOR der letzte ist: Wenn man sich diese unbeholfene Hanswurstiade anschaut, dann wundert man sich nicht, warum danach nichts mehr kam. Basierend auf einer Trivialroman-Reihe von Gérard de Villiers („die erfolgreichste Agentenserie der Welt“, quäkt der lesenswert dumme Klappentext der exzellenten deutschen DVD, erschienen im „Cobra-Verlag“, wissen die Credits herauszuposaunen), der auch das Drehbuch schrieb, versucht sich Coutard an einem Bond-artigen Agentenabenteuer voller exotischer und mondäner Schauplätze, attraktiver Damen und finsterer Schurken, produziert aber dank hölzerner Akteuere, eines unfassbar schematischen Drehbuchs und eines deutlich knapperen Budgets nur unfreiwillige Lacher und gähnende Langeweile. Dabei kann man Coutard nicht unterstellen, nicht von Anfang an alles zu geben: Erst sorgt die – im weiteren Verlauf überaus inflationäre – Nennung des selten dämlichen Namens der Hauptfigur für ungläubiges Kopfschütteln, dann beruhigen die Aufnahmen auf seinem malerischen Schlösschen die Seele mit etwas Schwarzwaldklinik-Romantik, bevor Sybil Danning ihre getunten Körperformen in den Bildkader schiebt und den endgültigen Abstieg in schmierige Exploitationgefilde signalisiert, in denen man sich in den nächsten 80 Minuten aufhalten darf.

Harmstorff (der sich selbst synchronbellt) gibt den ultrabösen Chacon mit schwarz gefärbter Gelfrisur, prächtigem Schnäuz und weißem Anzug, Anton Diffring spielt einen redseligen Säufer, der in jeder Szene, in der er auftritt, von O’Keeffe links liegen gelassen wird und dann dumm im Hintergrund rumsteht, Dagmar Lassander lässt sich vom Helden einmal quer durch dessen Hotelzimmer dreschen und macht auch schon einen etwas aufgedunsenen Eindruck, der Score düdelt discös vor sich hin und anstatt die Weltgewandtheit der Bondreihe zu emulieren, erinnert Coutards Film eher an die zahlreichen Ausflüge des italienischen Kinos nach Miami. Den Vogel schießt Coutard aber in seinem spannenden Showdown (hüstel …) ab: Irgendwann muss der Film halt mal enden, also latscht Malko einfach zur Vordertür von Chacons Villa rein, die gänzlich unbewacht ist. Vielleicht haben aber auch alle potenziellen Leibwächter schon reißaus genommen, weil Malko erstens zwei Kollegen vor der Eingangspforte platziert hat, damit sie ihn „vom Garten her decken“, und er sich zweitens behende wie ein Panther, aber in plain sight auf das Haus zuschleicht. Der Zweikampf in einem mit vielen Spiegeln sonst aber fast nichts möbliertem Haus lässt einem schmerzhaft bewusst werden, dass man statt S.A.S. À SAN SALVADOR auch ENTER THE DRAGON oder zumindest THE MAN WITH THE GOLDEN GUN hätte gucken können, dann aber andererseits die tollen Porträtfotos verpasst hätte, die Chacon von sich und seiner Frau an der Wand gleich neben den Billigboxen mit den Keramikpapageien drauf aufgehängt hat. So dumm dieser Film auch ist, so spaßig ist er auch, verströmt außerdem viel sterilen Achtzigerjahre-Charme für Nostalgiker und sollte leicht und für wenig Geld aufzutreiben und einer Sammlung mit exploitativer Schlagseite daher unbedingt einzugemeinden sein. Schon allein, um ihn im Regal dann aus böswilliger Ironie neben den Nouvelle-Vague-Filmen zu plazieren.

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