pari e dispari (sergio corbucci, italien 1978)

Veröffentlicht: März 7, 2011 in Film
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Der Navy-Agent Johnny Firpo (Terence Hill) erhält den Auftrag, den Falschspielerring von Parapoulis (Luciano Catenacci) zu zerschlagen. Dazu soll er seinen Stiefbruder, den ehemaligen Falschspieler Charlie (Bud Spencer) aufsuchen und sein Vertrauen gewinnen. Doch der mittlerweile als Lastwagenfahrer arbeitende Charlie hat gar keine Lust, sich in krumme Angelegenheiten einzumischen …

Vom Italowestern-Mitbegründer Sergio Corbucci inszeniert, besitzt PARI E DISPARI – deutscher Titel: ZWEI SIND NICHT ZU BREMSEN – nichts von der Homogenität, die seine Klassiker DJANGO oder IL GRANDE SILENZIO auszeichnete. Wie schon der Spencer&Hill-Vorgängerfilm I DUE SUPERPIEDI QUASI PIATTI stellt auch er kaum mehr dar als eine lose zusammenhängende Abfolge der mittlerweile zu Genüge erprobten Standards: Hill treibt Spencer bis zur Weißglut und leitet dessen Ausbrüche dann auf das eigentliche Ziel um, woraufhin es die bekannten ausgedehnten Keilereien gibt. Auch sonst zeichnet sich PARI E DISPARI durch den großzügigen Einsatz von Streckmittel aus und so kommt man als Zuschauer nicht nur in den Genuss der Spencer&Hill’schen Flausen, sondern auch eines Auto- und eines Pferderennens sowie eines Pelota-Matches. Die Handlung hüpft munter hin und her, überraschende Informationen über die Charaktere werden ebenso plötzlich enthüllt wie sie sich dann als gänzlich konsequenzlos für den Fortgang der Geschichte entpuppen. Dass Charlie und Johnny Brüder sind, hat allenfalls symbolischen Wert und fügt der dürren Handlung nichts hinzu, außer ein Kopfschütteln des verwirrten Zuschauers.

Die deutsche Synchro – diesmal nicht von Brandt gefertigt – wendet diese Schwächen aber zu ihren Gunsten und bemüht sich gar nicht erst lang, das erzählerische Tohuwabohu irgendwie in geordnete Bahnen zu lenken, sondern lässt sich von ihm infizieren und fortreißen. Hill verwandelt sich so in einen vollkommen überdrehten Soziopathen, der sich in JEDER Szene wie ein kompletter Außeriridischer aufführt. Er ignoriert in der Kommunikation jede Etikette und Konvention, ist offen beleidigend oder herablassend zu seinen Mitmenschen, seine Unverschämtheiten aber hinter einem bübchenhaften Grinsen versteckend. So bekommt man unweigerlich Mitleid mit Spencer, der seine zunächst noch vorhandene Souveränität bald völlig verliert und unter den Attentaten – so muss man das nennen – seines Bruders in Verzweiflung gerät. PARI E DISPARI erscheint so manchmal fast wie eine Art „What, if …“-Szenario: Was wäre, wenn dem freundlichen Schelm Hill einmal sämtliche Sicherungen rausflögen? Die zerstörerische Kraft, die ich jetzt in mehreren Beiträgen als wichtigste Eigenschaft des Duos bezeichnet hatte, wird in PARI E DISPARI nicht länger gebündelt, wie das Marcell Fondato noch mit … ALTRIMENTI CI ARRABIAMO! so gut gelungen war, vielmehr führt sie Corbuccis Film selbst mehrfach an den Rand der Implosion. Eine logische Fortführung dieses Irrsinns wäre kaum noch möglich gewesen, hätte geradewegs in den Dadaismus oder in das absurde Theater geführt, deshalb legte man Spencer und Hill für den folgenden IO STO CON GLI IPPOPOTAMI wieder Sicherheitsgurte an und stellte sie in den Dienst der guten Sache, anstatt sie als Vorboten des Chaos auf die Menschheit loszulassen.

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