dead bang (john frankenheimer, usa 1989)

Veröffentlicht: Oktober 16, 2012 in Film
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Als ein Ladenbesitzer und ein Polizist kurz hintereinander von einem Täter erschossen werden, wird der ausgebrannte Jerry Beck (Don Johnson) mit dem Fall betraut. Sein Verdacht fällt schnell auf den Vorbestraften Bobby Burns (Frank Military), der auf Bewährung frei ist und aus dem Hell’s-Angels-Umfeld stammt. Wie Becks Ermittlungen ergeben, ist Burns einer der Fußsoldaten einer paramilitärischen Neonazi-Bewegung, die von einem reichen Prediger finanziell unterstützt und ideologisch unterfüttert wird …

Das Poster verspricht einen Badass-Actioner um einen entschlossenen Cop mit locker sitzender Wumme, aber über weite Strecken ist Frankenheimers DEAD BANG ein eher gemäigter Copfilm mit einem sehr menschlichen Helden. Don Johnsons Beck unterscheidet sich fundamental von den das Kino seiner Zeit bevölkernden, am Rande der Legalität agierenden und soziale Kompetenz vermissen lassenden Cops. Er ist intelligent, ordentlich gekleidet und sich nicht zu schade, Ermittlungsarbeit am Schreibtisch zu leisten. Er ist in der Lage, sich zu artikulieren und wenn er über die Stränge schlägt, gibt es zwar Beschwerden, aber keine gebrochenen Nasen, zerstörten Autos oder verwüstete Straßenzüge. Allerdings hat auch er ein Problem: Seine Frau hat ihn verlassen und verbietet ihm, seine Kinder zu sehen. Aus der Verzweiflung darüber resultiert ein Alkoholproblem, das ihn aber nie so stark beeinträchtigt, dass er seine Arbeit nicht mehr machen könnte. Beck ist ein differenzierter, glaubwürdiger und sympathischer Charakter und es ist vor allem Johnsons Spiel, das DEAD BANG sehenswert macht, einen Film, der insgesamt eher flüchtig und unbedeutend scheint.

So richtig kicken will er nicht, auch wenn er durchweg gutes Entertainment bietet. Das liegt wohl auch daran, dass diese Art von Film heute ziemlich überkommen wirkt: Actionkrimis ohne Gimmick und Over-the-Top-Effekte, aber auch ohne ostentativ vor sich her getragenen Authentizitätsanspruch gibt es heute einfach nicht mehr. DEAD BANG erinnert ein bisschen an eine aufpolierte und ernstere Version einer Episode einer beliebigen in den Achtzigerjahren populären Serie. Natürlich ist das alles größer, aufregender und aufwändiger, aber man hat auch nie wirklich den Eindruck, dass hier ein unangenehmes Thema aufgegriffen würde, eine ernsthafte Auseinandersetzung stattfände, es wirklich um etwas ginge. Die Neonazis bieten in erster Linie ein illustres Schurkenpotenzial, das vom US-amerikanischen Alltag aber relativ weit weg scheint. Und wenn DEAD BANG dann doch einmal richtig bissig wird, etwa als Beck im amerikanischen Hinterland einem rassistischen Sheriff begegnet, dann wendet er sich schnell genug wieder anderen Dingen zu, sodass kein allzu beunruhigendes Gesambild entsteht. Ich möchte DEAD BANG keinesfalls als verlogen oder feige bezeichnen, aber das alles trägt dazu bei, dass einen das Geschehen nie direkt betrifft.

Richtig schön ist der Auftritt von William Forsythe, der als spießiger FBI-Agent weit abseits seiner sonstigen Rollenprofile agiert und dabei eine durch und durch überzeugende Vorstellung abgibt. Ein anderer Regisseur hätte ihn wahrscheinlich zum grellen Comic Relief degradiert, unter der Regie von Frankenheimer bleibt seine Figur eine ständiger Quell der Irritation. Einmal konfrontiert er Beck in völliger Ernsthaftigkeit, dass er dessen rüden Umgangston nicht dulde und als gläubiger Christ keine Unflätigkeiten erlaube. Beck kann nicht anders, als völlig entgeistert dreinzugucken. Er glaubt an einen Scherz, erkennt dann aber, dass es seinem Gegenüber ernst ist. Das bleibt ebenso im Gedächtnis wie die Szene, in der Beck einem Verdächtigen nach einer langen Verfolgungsjagd zu Fuß volles Programm auf die Brust kotzt. Schnell vergessen hingegen ist Penelope Ann Miller, die den Credit nach Johnson bekommt, aber lediglich vier Szenen hat (eine davon eine kurze Sexszene). Die Notwendigkeit ihrer Rolle erschließt sich nicht wirklich, sie wirkt wie ein Überrest aus einem früheren Drehbuchentwurf. Insgesamt ein guter, angenehm unaufdringlicher Film, dem aber das gewisse Etwas fehlt. Mir hat er vor allem wegen Don Johnson gefallen, der hier beweist, was hätte sein können, wenn das Publikum ihn auch außerhalb von Miami und ohne pastellfarbene Anzüge, Espandrillas und Alligatoren akzeptiert hätte.

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