beyond the poseidon adventure (irwin allen, usa 1979)

Veröffentlicht: April 9, 2017 in Film
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Keine Ahnung, ob es wirklich stimmt, aber ich habe gelesen, dass das Ende von THE POSEIDON ADVENTURE eigentlich ganz anders geplant war: Die letzte Einstellung sollte zeigen, wie das Schiff kurz nach der Rettung der Protagonisten im Meer versinkt. Doch die Einstellung wollte einfach nicht gelingen und so guckte der Arsch der Poseidon auch dann noch aus dem Wasser, als schon die Credits liefen. Man könnte sagen, dass das sieben Jahre später entstandene Sequel also nur einer Panne geschuldet ist, aber das ist noch zu wenig: BEYOND THE POSEIDON ADVENTURE enstand aufgrund einer Panne und der Unbelehrbarkeit Irwin Allens. Dass dem nach THE SWARM noch jemand Geld in die Hand gab, darf man allerdings als klassisches enabling verstehen. Alle Seiten hätten es besser wissen müssen, es sei denn, es war ihr Ziel, nach dem Bienenfilm zum zweiten Mal haarsträubenden, stargespickten, ästhetisch fragwürdigen, den tot am Boden liegenden gesunden Menschenverstand auch noch mit den Füßen tretenden Unfug zu produzieren. Wenn dem so war, dann herzlichen Glückwunsch, Mission in allen Punkten erfüllt. War Allens unmittelbar folgendes Karriereende velleicht gar ein freiwillig gewählter Ruhestand nach dem künstlerischen Magnum opus? Ich scherze.

BEYOND THE POSEIDON ADVENTURE ist eines dieser Sequels, die einem rückwirkend das Original versauen oder einen zumindest in Erklärungsnotstand bringen. Alles, was an Neames Film gut war, ist hier scheiße. Genau eine Sache macht der Film richtig: Er knüpft unmittelbar an den Vorgänger an und erzeugt damit eine schöne Kontinuität. Das war wahrscheinlich auch nötig, denn der Katastrophenfilm war anno 1979 eigentlich toter als tot und es ist fraglich, ob sich überhaupt noch jemand an den ersten Teil von 1972 erinnerte. Ich bin trotzdem bereit, Allen diese eine Idee gutzuschreiben. Seine Liste des Versagens ist danach immer noch lang genug. BEYOND THE POSEIDON ADVENTURE lässt die beiden mittellosen Schipperkahnfahrer Mike (Michael Caine) und Wilbur (Karl Malden) unmittelbar nach der erfolgten Rettungsaktion über das Wrack der Poseidon „stolpern“. Mit dabei haben sie Wilburs Protegé Celeste (Sally Field), nicht nur einen der nervtötendsten Charaktere der Filmgeschichte, sondern auch ein frappierendes Beispiel für Altherrensexismus: Sie kann nichts, stellt sich dämlich an, fängt im unpassendsten Moment an zu heulen und wird daraufhin von Mike freundlich „monkey“ genannt (am Ende darf er sie trotzdem vor einem romantischen Sonnenuntergang küssen, weil alle anderen Frauen zu alt oder schon vergeben sind). Sofort kommen sie auf die Idee, das Innere nach eventuellen Reichtümern zu durchsuchen, die es ihnen ermöglichen sollen, ihre Schulden zu bezahlen. Eine absolut hirnrissige Idee, die es im Folgenden völlig unmöglich macht, irgendwelche Sympathie für Mike und Wilbur zu entwickeln, die nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, sondern auch noch die dumme Celeste mitschleppen, die einzige, die erkennt, wie lebensmüde die ganze Aktion ist. Kurz bevor sie in das Schiff einsteigen kommt Stefan Svevo (Telly Savalas) des Weges, einer jener Filmbösewichte, die keinen Grund brauchen, um böse zu sein. Er behauptet, Überlebende suchen zu wollen, doch in Wahrheit geht es ihm um ein Fass Plutonium, dass sich – wie auch eine ganze Ladung Waffen – an Bord des Schiffes befindet. Warum? Egal.

So geht es weiter. Die beiden Teams klettern in das Schiff und durchlaufen in umgekehrter Reihenfolge die Räume, die schon im Vorgänger durchquert wurden, was eine hübsche Idee wäre, wenn in Allens Inszenierung nicht alles grauenhaft billig und fernsehmäßig aussähe. Und weil ein Katastrophenfilm natürlich den bunt zusammengewürfelten Haufen von Protagonisten braucht, taucht gleich eine ganze Reihe von weiteren Überlebenden auf, die Pfarrer Scott im ersten Teil anscheinend alle übersehen hat. Da ist der cholerische Frank Mazetti (Peter Boyle), der seine Tochter sucht und vor allem dazu da ist, Mike immer mal wieder Contra zu geben, damit der es nicht zu leicht hat. Slim Pickens spielt Tex, einen armen Tropf, der sich als Ölmillionär ausgibt, weil ihn keiner mag, Jack Warner den blinden Meredith, der in einem der idiotischen Spannungsmomente zu doof ist, eine Leiter hochzusteigen, Shierley Knight seine Ehefrau, die dann wirklich bei einem Leitersturz ums Leben kommt. Scheint ein Familenschicksal zu sein. Shirley Jones spielt die gutmütige Schiffkrankenschwester, Veronica Hamel Svevos Geliebte, die von ihm hinterrücks erschossen wird, Mark Harmon den Lover von Mazettis Tochter (Angela Cartwright). Am Ende gelingt die Flucht aus dem Kahn, der immer genau dann, wenn man droht einzupennen, mit einer neuen Explosion ins Wackeln gerät, ohne das freilich etwas Schwerwiegendes passiert. Ich war ehrlich erleichtert, als ich es hinter mir hatte. Was ging in Michael Caine vor, der sich schon in THE SWARM zum Horst gemacht hatte?

Schade um das tolle Posterartwork.

 

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