a good man (keoni waxman, usa 2014)

Veröffentlicht: Februar 27, 2015 in Film
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Ich schätze, für einen Seagal-Film wie A GOOD MAN muss man anno 2014 einfach dankbar sein. Große Begeisterung vermag er zwar nicht auszulösen, aber er ist auch kein Zugunglück, hat ein paar nette Einfälle, ein paar hübsche Schwertfights, die Erinnerungen wach werden lassen an die guten alten Zeiten in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern, als Seagal on top of his game war, und er auch wird nicht übermäßig durch diese Unzulänglichkeiten getrübt, die so viele Seagals der letzten 15 Jahre aufwiesen. Der mittlerweile auf Schrankwandgröße angeschwollene Star stand offensichtlich während eines substanziellen Teils der Dreharbeiten zur Verfügung, nur ein paarmal wird an seiner Stelle ein Stand-in ins Bild geschoben, und nachsynchronisiert wurde er auch nicht. Keoni Waxman, der zu Seagals Stammregisseur herangereift zu sein scheint – er drehte mit ihm bereits THE KEEPER, A DANGEROUS MAN, MAXIMUM CONVICTION, FORCE OF EXECUTION und 8 Episoden der Fernsehserie TRUE JUSTICE –, liefert ordentliche Arbeit ab und fängt auch die Actionszenen gut ein, hat sonst aber allem damit zu kämpfen, dass kaum etwas an A GOOD MAN wirklich hängenbleibt. Wieder einmal in Bukarest gedreht und mit den typischen Ostblock-Russenmafia-Darstellern besetzt, versinkt der Film in der immer unüberschaubarer werdenden Flut vergleichbarer DTV-Actioner: Wo MERCENARY FOR JUSTICE, SHADOW MAN, BORN TO RAISE HELL, SIX BULLETS, ASSASSINATION GAMES, LAST BULLET oder DIRECT CONTACT enden und A GOOD MAN anfängt, kann man längst nicht mehr genau sagen.

Was bleibt also von A GOOD MAN? Seagals Bart und seine neue Vorliebe für Schals zum Beispiel. In der Rückblende, mit der der Film eröffnet und die die Motivation seines Alexander erklärt, eines ehemaligen Spec-Ops-Mannes, gibt er wieder einmal seiner Vorliebe für schwer verständlichen Tech Talk nach, strickt er weiter an der Legende seiner „dunklen Vergangenheit“. Eine echte Überraschung ist die spätere Enthüllung, wer hinter den üblen Morden an Mobstern steckt, deren verstümmelten und mit Räucherstäbchen garnierten Leichen überall in der Stadt an mit japanischen Schriftzeichen dekorierten Orten auftauchen: Kein Psychopath, sondern der Held Alexander selbst ist es, der als „White Ghost“ auf der Jagd nach dem Waffenhändler Chen (Tzi Ma) ist und dabei kräftig aufräumt. Irgendwann ist Seagal definitiv reif, den Killer in einem Slasher- oder zumindest Serienmörderfilm zu spielen, die richtigen Körpermaße für Jason Voorhees hat er ja schon. Als human interest wird die liebe Lena (Iulia Verdes) eingeführt, die für die Schurken als Kellnerin in einer Strip-Bar arbeiten muss, für ihre süße minderjährige Schwester Mya sorgt und außerdem einen halbseidenen Halbbruder namens Sasha (Victor Webster) hat, der Alexander am Ende hilft. A GOOD MAN endet dann auch mal wieder mit einer jener unangenehmen Liebesszenen zwischen Seagal und seiner gut 30 Jahre jüngeren Partnerin, von denen der Star nicht lassen kann, obwohl diese ihm weder liegen noch zu seinen Charakteren passen. Klar, am Ende soll sein Alexander geläutert sein, doch sind die turmhohen Leichenberge, die er überall hinterlassen hat, deswegen wirklich vergessen? Das Hundchen, das er sich als treuen Gefährten hält, kann die Zweifel, die an seiner psychischen Verfassung aufkommen, jedenfalls nicht gänzlich zerstreuen, auch wenn das wohl so gedacht war.

Fazit: Ein durchschnittlicher DTV-Actioner, der die Krise des Genres nicht aufzulösen vermag, dem Seagal-Komplettisten aber durchaus das ein oder andere Aha-Erlebnis schenkt. Wie gesagt: Dafür muss man schon dankbar sein.

MAN MAN

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