Mit ‘Jeffrey Jones’ getaggte Beiträge

Der Enterich Howard widmet sich auf seinem Entenplaneten nichts Böses ahnend dem Feierabendbier und dem Herrenmagazin „Playduck“, da reißt ihn ein Beben förmlich aus dem Sitz und katapultiert ihn  auf die Erde und geradewegs vor die Füße der Rocksängerin Beverly (Lea Thompson). Mithilfe des Hobbyforschers Phil (Tim Robbins) finden sie heraus, dass Howard durch die Laserexperimente des Wissenschaftlers Jennings (Jeffrey Jones) auf die Erde gebeamt wurde. Und bei dessen Bemühungen, Howard den Weg zurück zu ermöglichen, landet noch etwas auf der Erde, das weniger freundlich als eine Ente ist …

HOWARD THE DUCK ist als einer der großen, ja katastrophalen Flops der Achtzigerjahre in die Filmgeschichte eingegangen. Den Mut von George Lucas, einen Multimillionen-Dollar-Blockbuster um eine freche anthropomorphe Ente zu produzieren, mag man noch loben, doch die Entscheidung, eine mit ihrer lasterhaften Hauptfigur eindeutig auf Erwachsene abzielende Comicserie für die Filmadaption (fast) aller Spitzen und somit ihres prägenden Elements, ja ihres ganzen Wesens zu berauben, somit alle Fans des Comics zu vergraulen und stattdessen darauf zu hoffen, dass der durchschnittliche Kinogänger bereit ist, sich einen Film um eine sprechende Ente, die er nicht kennt, anzuschauen, kann man nur als selbstmörderisch bezeichnen. Die Menschen blieben dem Film denn auch in Scharen fern und so liegt es an den nachfolgenden Generationen von Video- und DVD-Guckern den Film neu zu bewerten.

In manchen Kreisen genießt HOWARD THE DUCK mittlerweile Kultstatus, der wohl nicht zuletzt darauf gründet, dass der Film in seiner ganzen Absurdität ein echtes Unikat ist: Man kann – muss? – Huycks Film lieben, gerade weil er so einen groteske Fehlkalkulation darstellt. Und es gibt ja auch sonst Einiges an ihm zu mögen: Die Effekte sind – vom Entenkostüm, das ein einziger Irritationsmoment bleibt, mal abgesehen – erste Sahne, Jeffrey Jones liefert im Jahr von FERRIS BULELLER’S DAY OFF seine zweite Glanzvorstellung ab und die kleinen anstößigen Spitzen, die man aus dem Comic in den Film hinüberrettete, wirken in diesem Kinderkram umso verstörender. Lea Thompson etwa versprüht mit ihrem knapp unterhalb der Nieren endenden Minirock – eine akute Blasenentzündug induzierend – mehr Sex als so manche durchgeliftete Diva im angeblich heißesten Erotikthriller der Saison und bringt demzufolge den Hormonhaushalt der Ente ziemlich durcheinander. Und auch die von Lovecraft inspirierten „Dark Overlords“, die es am Ende zu besiegen gilt, sehen, in zeitloser Stop-Motion-Animation realisiert, einfach spitze aus. Auf der Negativseite muss man allerdings bemängeln, dass HOWARD THE DUCK merkwürdig leer und irgendwie auch leblos wirkt, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Story arg schematisch und ohne echte eigene Ideen abgespult wird. Man merkt, dass es hier in erster Linie darum ging, ein Erfolg versprechendes Franchise auf den Markt zu schmeißen. Was mich an HOWARD THE DUCK jedoch am meisten wurmt, ist dass er das Ende der Regiekarriere von Willard Huyck bedeutete, der in den Siebzigerjahren mit MESSIAH OF EVIL einen der besten kleinen US-Horrorfilme überhaupt verantwortet hatte. Ach wärst du doch in Düsseldorf geblieben …

Während sich Ferris Bueller (Matthew Broderick) während des gemeinsam blaugemachten Schultags auf dem Festwagen einer Parade durch die Straßen Chicagos vergnügt, haben sein bester Freund Cameron (Alan Ruck) und Ferris‘ Freundin Sloane (Mia Sara) einen Moment zu zweit, in dem sie über ihre Zukunft – die Zeit nach der Highschool – und über die Bedeutung ihrer Freundschaft zu Ferris sprechen. Es ist dieser Moment – und einige weitere, in denen sich Ferris, nun seinerseits  isoliert von seinen beiden Freunden, an den Zuschauer wendet –, die den Schlüssel zum Verständnis des Films liefern und den Film im Film erkennbar machen, der  FERRIS BUELLER’S DAY OFF von der „nur“ witzigen Teeniekomödie zu etwas größerem, nämlich m. E. zur Gottwerdung des Teeniefilms und damit natürlich auch zum mit weitem Abstand besten Film John Hughes‘ macht.

Im Grunde genommen hat Hughes‘ Film zwei gleichberechtigte Protagonisten und je nachdem, welchen von beiden man auswählt, erzählt er zwei Geschichten – beziehungsweise eine Geschichte aus zwei denkbar unterschiedlichen Perspektiven: Die eine ist die Geschichte des supersympathischen, supercleveren Wunderknaben Ferris, den alle lieben, dem alles gelingt und der deshalb auch mit allem, was er tut – etwa seinem chronischen Schulschwänzen – durchkommt, ohne je Sanktionen befürchten zu müssen. In dieser Geschichte ist Ferris der Erzähler, der sich direkt an den Zuschauer wendet und ihn so an seinen Tricks und seiner Lebensphilosophie – das Leben ist schnell, deswegen muss man manchmal anhalten und sich umschauen, um es nicht zu verpassen – teilhaben lässt. Doch sein süßes Leben ist in Gefahr, weil zum einen der manisch-obsessive Direktor Ed Rooney (Jeffrey Jones) ihm endgültig das Handwerk legen will, zum anderen Ferris‘ Schwester Jean (Jennifer Grey) aus Eifersucht in Versuchung geführt wird, ihn zu verraten. Hughes bezieht die Spannung hier vor allem aus der Frage, ob Ferris auch am Ende seines spektakulären Tages noch weitermachen kann mit seinem Lotterleben oder ob er als Betrüger enttarnt werden wird. Das I-Tüpfelchen auf dieser von ihrem grandiosen Timing lebenden Geschichte ist die Darbietung von Jeffrey Jones, der sich als eifriger, aber glückloser Rooney an Ferris die Zähne ausbeißt und im Verlauf der 90 Minuten eine Demütigung nach der anderen erfährt. Jean fungiert als Spiegel für Rooney: Auch sie sagt immer wieder, wie sehr sie ihren Bruder hasse, doch erkennt sie schließlich, dass sie selbst das Zentrum ihrer Probleme ist: Sie ist unzufrieden mit der eigenen Mittelmäßig- und Mutlosigkeit. Rooney ist von dieser Selbsterkenntnis ausgenommen. Er hat die verhängnisvolle Abfahrt zum Durchschnitt schon vor Jahren genommen, eine Kurskorrektur ist für ihn nicht mehr möglich.

Die andere Geschichte erzählt von Ferris‘ bestem Freund Cameron, einem neurotischen Jungen aus wohlhabendem Hause, der unter dem Materialismus seiner Eltern zu leiden hat. Der ganze Stolz seines Vaters ist der seltene Ferrari, den dieser hütet wie seinen Augapfel, während er für seinen Sohn nie Zeit und noch weniger Zuneigung übrig hat. (Bezeichnenderweise bekommt man weder den Vater noch die Mutter zu Gesicht.) Cameron – der zu Beginn des Films im Gegensatz zu Ferris tatsächlich krank im Bett liegt – wird nun von seinem Freund dazu überredet, mit ihm den Tag zu verbringen. Gemeinsam tricksen sie Rooney aus, sodass Freundin Sloane ebenfalls von der Schule befreit wird, und begeben sich ausgerechnet in des Vaters Ferrari auf Vergnügungstour durch Chicago, die sie auf die Aussichtsplattform des mittlerweile nur noch zweithöchsten Gebäudes der Welt, des Willis Towers, zu einem Spiel der Chicago Cubs, in ein teures Restaurant, ein Kunstmuseum und einen Straßenumzug führt. Der Tag endet für Cameron mit einem traumatischen Schock, als er erkennt, dass sich die Spritztour vor dem Vater kaum verheimlichen lassen wird. Er zerstört (aus Versehen) das Auto und beschließt, seinen Vater offen zu konfrontieren, zum ersten Mal in seinem Leben nicht den Kopf einzuziehen, sondern seine Probleme auszusprechen und anzugehen. Es ist vor allem der Abgleich mit seinem Freund Ferris, der auf jedes Problem eine Antwort hat, weil er furchtlos ist und deshalb stets handlungsfähig bleibt, der ihn – parallel zu Jean im anderen Handlungsstrang – zur Selbsterkenntnis führt. Aber Hughes geht noch weiter: Der Film bietet durchaus die Möglichkeit, Ferris als rein imaginären Freund Camerons zu interpretieren, weil Ferris so überzeichnet und idealisiert gezeichnet wird, dass er gegenüber Cameron kaum noch als realistische Figur wahrgenommen werden kann. Ferris steht über den Dingen und er kann als einziger die Grenze zum Zuschauer überwinden, so als sei er nicht an die dargestellte Welt gebunden. Demzufolge kann er auch die Grenzen von Zeit und Raum überwinden: Die Sightseeingtour der drei Freunde ließe sich unmöglich an einem einzigen Tag absolvieren. Weil Camerons Entwicklung vor allem ein innerer Prozess ist – angezeigt durch die katatonische Schockstarre, in die er kurz vor Ende fällt –, sich nicht in Slapstick und Action entäußert wie im Falle Jeans und Rooneys, muss sich Cameron am Schluss wie bei THE BREAKFAST CLUB in einem überdeutlichen Monolog erklären und seinen Entschluss äußern, dem Vater die Stirn zu bieten und somit seine Geschichte verbal beenden. Doch anders als bei Hughes‘ Vorgängerfilm bricht dies dem Film nicht das Genick: Zum einen, weil es das passende Ende für den eher kopfgesteuerten Cameron ist, zum anderen, weil es den aktionsgeladenen zweiten Strang als Kontrast gibt.

FERRIS BUELLER’S DAY OFF ist ein Film voller solcher Gegenüberstellungen und Dualismen. Ferris und Cameron, Jean und Rooney, Jean und Ferris, Ferris und Rooney, Freiheit und Zwang, Leben und Angst, Schule oder Blaumachen. Und eben um Längen besser als der meist bevorzugte THE BREAKFAST CLUB.