Mit ‘Matthew Broderick’ getaggte Beiträge

mpw-52982Vielleicht überrascht diese Aussage jetzt, aber ich halte THE CABLE GUY für ein in jeder Hinsicht faszinierendes Stück Hollywood-Filmgeschichte. Damals ein absolutes High-Profile-Projekt, erlangte der Film schnell den Ruf eines markerschütternden Flops, auch wenn er weltweit etwa das Doppelte seines Budgets wiedereinspielte: Zu wenig, aber immer noch weit von einem Totalfiasko entfernt. Die Stigmatisierung des Films liegt m. E. nicht nur in seinem finanziellen Versagen begründet, sondern auch darin, dass der Film sich tonal zwischen alle Stühle setzt und bis heute ein beispielloses, nur schwer einzuordnendes Zwitterwesen zwischen greller Slapstick-Komödie, düsterem Psychodrama, fehlgeleitetem Psychothriller und Mediensatire darstellt. Kaum vorstellbar, dass das die Absicht der Columbia war, als sie das Drehbuch von Lou Holtz jr. nach einem harten bidding war für eine satte Million Dollar erwarben. Auch sonst ließ man sich nicht lumpen, engagierte Jim Carrey als Hauptdarsteller – nach den Hits ACE VENTURA: PET DETECTIVE, ACE VENTURA: WHEN NATURE CALLS, DUMB AND DUMBER, THE MASK und seiner Nebenrolle in BATMAN FOREVER der heißeste Scheiß in Hollywood – für die damalige Rekordgage von sage und schreibe 20 Millionen Dollar. Produzent Judd Apatow hätte gern selbst Regie geführt, aber diesen Wunsch schlug man ihm ab: Immerhin folgte man seinem Vorschlag, seinen Kumpel Ben Stiller den Job übernehmen zu lassen.

Steven (Matthew Broderick), frisch von seiner Freundin Robin (Leslie Mann) vor die Tür gesetzt, lernt den Fernsehtechniker Chip Douglas (Jim Carrey) kennen, der ihm den Kabelanschluss legt. Chip ist ein seltsamer Vogel, der von einem schlimmen Lispeln geplagt wird, soziale Etikette völlig vermissen lässt und darüber hinaus sehr, sehr anhänglich und überdies ausgesprochen peinlich ist. Eher aus Versehen lässt sich Steven auf eine Verabredung mit Chip ein und wird ihn danach nicht mehr los. Der neue „Freund“ drängt sich in Stevens Privatleben, verprellt seine Freunde und treibt den hilflosen Mann immer weiter in die Enge. Das ist jedoch nichts gegen den Terror, den Chip entfacht, als Steven ihm die Freundschaft aufgekündigt …

THE CABLE GUY beginnt zunächst, wie man es von einem Film mit Jim Carrey damals erwarten durfte: als One-Man-Show des Gummigesichts, das den „Cable Guy“ als überlebensgroße Comicfigur interpretiert, mit „lustigem“ Sprachfehler, Unterbiss und Fünfzigerjahre-Crew-Cut. Aber anders als etwa in ACE VENTURA, in dem sich dieser Gummimann mit aufreizender Souveränität durch eine Welt bewegt, in der alle anderen ihn wie einen Außerirdischen betrachten, wirkt dieser Chip in THE CABLE GUY wie ein Fremdkörper, wie das deplatzierte Element in einem „Was passt hier nicht rein“-Suchbild. Das ist einerseits ein Teil des Gags des Films, aber auch ein ständiges Irritiationsmoment, das sich nur in der Sequenz legt, in der Steven gemeinsam mit Chip in das absurde Szenario eines Mittelalter-Event-Restaurants verfrachtet wird, in dessen Mitte frustrierte Kleinkünstler Ritterspiele austragen. Abseits solcher Szenen fällt es schwer, Carreys hoffnungslos überdrehten Chip als „realen“ Charakter zu akzeptieren oder gar zu glauben, das ganz normale Menschen wie Stevens Eltern ihn als amüsanten Zeitgenossen betrachten könnten. Diese Anlage erschwert es auch, am Ende mit ihm mitzufühlen, wenn sein tragischer Hintergrund offenbart wird: Chip ist ein furchtbar einsamer Mensch und seine peinlichen Anwandlungen nur der verzweifelte Versuch, jemanden an sich zu binden. Diese Offenbarung verleiht der Figur zwar die nötige Ambivalenz, aber emotional will sich das nicht wirklich niederschlagen, zu psychopathisch ist Chips ganzes Verhalten in der entfesselten Darstellung von Carrey, die keine feinen Nuancierungen kennt, zu wenig scheint er überhaupt demselben Universum wie die „normalen“ Menschen um ihn herum zu entstammen.

Aber Stiller belässt es auch nicht bei dieser rätselhaften Mischung, irgendwie will er mit THE CABLE GUY auch noch Medienkritik betreiben, wobei nicht ganz klar ist, ob auch das nur ein Beispiel für den schrägen Humor des Filmes ist. Stiller selbst tritt als Zwillingsbruderpaar in innerfilmischen Nachrichtensegmenten auf, die über einen laufenden Mordprozess berichten. Ein ehemaliger Kinderstar, eben Stiller, steht vor Gericht, weil er seinen Zwillingsbruder – seinen Partner in einer alten TV-Show – umgebracht haben soll. Die vielleicht witzigste Szene von THE CABLE GUY ist der Trailer für einen True-Crime-Film über das Brüderpaar, in dem der Part Stillers von Eric Roberts übernommen wird (na gut, der Auftritt von Janeane Garofalo als grandios genervte Bedienung im Mittelalter-Resaturant ist auch sehr toll). Und am Ende, im großen Showdown über einer riesigen Parabolantenne, löst der herabstürzende Chip just in dem Moment einen stadtweiten Übertragungsausfall aus, als die Nation gebannt den Urteilsspruch erwartet – heute, wo jede News innerhalb von Sekunden im Netz abrufbar ist, würde das gar nicht mehr funktionieren. Da entdeckt dann eine verzweifelte Couch Potato mangels der Fernsehdauerberieselung sogar ein Buch wieder, das vorher einsam auf dem Tisch lag, und beginnt selig darin zu lesen. Kaum vorstellbar, dass Stiller das wirklich ernst meinte.

THE CABLE GUY ist ein reichlich merkwürdiger Film und es fällt mir schwer, ihn angemessen zu beurteilen. Er funktioniert nicht richtig, aber die Art und Weise, wie er nicht funktioniert, macht ihn auch wieder sehr interessant und ungewöhnlich und eben „besser“, als wenn er ausgewogener inszeniert und in der Hauptrolle traditioneller besetzt und gespielt wäre. Überraschenderweise haben ihm die vergangenen 20 Jahre auch keinen großen Schaden zugefügt, er ist im Gegenteil besser gealtert als andere Filme dieser Periode, die man damals als „gelungener“ bewertet hat. Ja, man kann durchaus sagen, dass THE CABLE GUY ein Unikat ist. Das sollte man honorieren, heute, wo Hollywood kaum mehr als stromlinienförmige Beliebigkeit und nur ganz selten echte Überraschungen produziert, schon gar keine solch fehlgeleiteten Querschläger wie diesen hier, mehr denn je.

 

WARGAMES zählte während meiner Kindheit und Jugend wohl zu den Filmen, die ich am häufigsten geschaut habe. Rückblickend kann ich gar nicht mehr genau sagen, was mich für den Film so einnahm. Zwar besaß ich auch einen Computer – einen C-64 –, aber den benutzte ich zu allererst zum Spielen, und die Games, die mich damals stundenlang an den Apparat fesselten, waren ganz anderer Art als das, was man in WARGAMES sieht. Mit so einem Strategiegedöns hätte man mich damals nicht locken können. Der ganze Hacker- und Prorammierekram, um den es in WARGAMES auch geht, interessierte mich ebenfalls nicht. Das Wettrüsten der USA mit den Sowjetrussen, die Gefahr eines Atomkrieges: Wenn man in den Achtzigerjahren aufwuchs, war das etwas, das ohne Zweifel da war, auch für einen Zehnjährigen, der die politischen Hintergründe natürlich noch nicht durchblicken konnte. Wie Badhams Film mit der Gegenwart korrespondierte, war mir nicht wirklich klar, und hätte ich ihn damals einem Dritten zusammenfassen müssen, wäre er danach wahrscheinlich kaum schlauer gewesen als zuvor. Möglicherweise konnte ich mich einfach mit Matthew Brodericks Protagonisten David identifizieren: Ein Junge, der Ereignisse von globaler Bedeutung lostritt und diese dann anstelle der Erwachsenen auch wieder stoppt, musste auf mich einfach Eindruck machen.

Wenn WARGAMES damals für mich also gewissermaßen in einem luftleeren Raum existierte, so wird er bei heutiger Sichtung umso stärker in einen gesellschaftlich-historisch-technischen Kontext eingebunden. Der ganze Film ist ein Artefakt: Auch wenn dieser Tage wieder eine Auseinandersetzung mit Russland droht, ist der Kalte Krieg durch den Zusammenbruch der UdSSR doch längst Geschichte. Die Computertechnik hat sich enorm weiterentwickelt, und was uns Badham noch als dystopische Science Fiction präsentiert, ist für uns Alltag geworden. Ein Großteil unserer Kommunikation läuft mittlerweile über einen Computer, der ganz selbstverständlich Bestandteil nahezu jeden Haushalts ist, und die Erkenntnis, dass Maschinen für manche Arbeiten besser geeignet sind als Menschen, ist für uns auch kein Anlass mehr zur Entrüstung oder zur Furcht vor der nahenden Robotergesellschaft. Werbeanzeigen, die Computer als magische Wundermaschinen präsentieren, kachelgroße Disketten, Internetverbindung per Telefonhörer, Computerspiele, die nur aus Zahlen und Schrift bestehen, per in die Nutzeroberfläche eingegebener Sätze geführte Unterhaltungen mit dem Rechner, der ein seltsames Eigenleben führt: Diese Dinge regen heute vor allem unsere Nostalgie an oder kitzeln ein überlegenes Kichern aus uns heraus. WARGAMES schaut selbst mit großen, staunenden Augen auf diese Dinge, die er nur so halb verstanden hat. Es ist über weite Strecken ein Film über Menschen, die auf Bildschirme starren und verzweifelt versuchen, sich einen Reim auf das zu machen, was sie da sehen. „Is it a game, or is it real?“: Die Tagline und zentrale Frage des Films führt weit über ihre diegetische Bedeutung hinaus. Der High-School-Schüler und Hobbyhacker David richtet sie an den Militärcomputer Joshua, den er zum Spiel „Thermonuclear Global War“ herausgefordert hatte und dessen Simulationen nun ganz reale Folgen nach sich zu ziehen drohen. Der Computer ist nicht in der Lage, den Unterschied zwischen Simulation und Realität zu erkennen.

Auf den Film selbst bezogen, adressiert die Frage aber die Art und Weise, wie sich der Plot in ihm bildlich manifestiert: Zwar suggerieren uns Bilder von in ihren Silos dampfenden Atomraketen, dass der reale atomare Schlag kurz bevorsteht, doch weit überwiegend spielt sich die Handlung des Films auf den Monitoren in der Militärzentrale ab. Das Schicksal von Millionen Menschen, über das da verhandelt wird, ist rein virtuell. (Erst ganz spät hört man die Stimme einiger potenzieller Opfer des sowjetischen Angriffs via Telefon, die auf Nachfrage erleichtert bestätigen, dass keine Atomraketen eingeschlagen sind.) Das Setting erinnert nicht wenig an Platons Höhlengleichnis: Auf den Bildschirmen tobt ein schattenhafter Weltkrieg, aber draußen, im Sonnenlicht, entpuppt er sich als Illusion. Auf diese Illusion fallen aber ironischerweise nicht nur die Menschen herein, sondern auch der Computer selbst, der auf die zitierte Frage nur verständnislos antworten kann: „Wo ist der Unterschied?“. WARGAMES handelt nun aber nicht ausschließlich davon, wie man die Illusion zerschlagen und zur Erkenntnis gelangen kann. Er begibt sich eher an den Punkt, an dem die Illusion selbst auf unerklärliche Art und Weise in Wahrheit umschlägt. Der Katalysator ist die „moderne Technik“, aber sie wird gewissermaßen durch den Menschen erst dazu ermächtigt. Immer wieder zeigen sich die Protagonisten überrascht davon, dass die Tastaturbefehle, die sie geben, Folgen in der physischen Welt nach sich ziehen: David kann sich in den Schulcomputer oder den Chicagoer Flughafen einhacken, die Noten nach seinen Wünschen korrigieren oder einen Platz an Bord der Maschine nach Paris reservieren. In ihrer prometheischen Freude darüber, aus Nichts etwas Greifbares, Materielles geschaffen zu haben, erinnern David und seine Freundin Jennifer (Ally Sheedy) an Kleinkinder, die zum ersten Mal die Erfahrung machen, dass sie Türen öffnen und schließen, Objekte bewegen oder zerschlagen können.  Was ihnen fehlt, ist ein Verständnis von dem, was hinter dem Bildschirm liegt und wie die Maschine mit dieser Welt verknüpft ist. Mehrere Einstellungen zeigen, wie sich David im Glas spiegelt, wie sich die Grafiken und Zahlenreihen über sein Gesicht legen. Aber der Computer ist kein Spiegel, sondern ein Fenster.

Während sich Ferris Bueller (Matthew Broderick) während des gemeinsam blaugemachten Schultags auf dem Festwagen einer Parade durch die Straßen Chicagos vergnügt, haben sein bester Freund Cameron (Alan Ruck) und Ferris‘ Freundin Sloane (Mia Sara) einen Moment zu zweit, in dem sie über ihre Zukunft – die Zeit nach der Highschool – und über die Bedeutung ihrer Freundschaft zu Ferris sprechen. Es ist dieser Moment – und einige weitere, in denen sich Ferris, nun seinerseits  isoliert von seinen beiden Freunden, an den Zuschauer wendet –, die den Schlüssel zum Verständnis des Films liefern und den Film im Film erkennbar machen, der  FERRIS BUELLER’S DAY OFF von der „nur“ witzigen Teeniekomödie zu etwas größerem, nämlich m. E. zur Gottwerdung des Teeniefilms und damit natürlich auch zum mit weitem Abstand besten Film John Hughes‘ macht.

Im Grunde genommen hat Hughes‘ Film zwei gleichberechtigte Protagonisten und je nachdem, welchen von beiden man auswählt, erzählt er zwei Geschichten – beziehungsweise eine Geschichte aus zwei denkbar unterschiedlichen Perspektiven: Die eine ist die Geschichte des supersympathischen, supercleveren Wunderknaben Ferris, den alle lieben, dem alles gelingt und der deshalb auch mit allem, was er tut – etwa seinem chronischen Schulschwänzen – durchkommt, ohne je Sanktionen befürchten zu müssen. In dieser Geschichte ist Ferris der Erzähler, der sich direkt an den Zuschauer wendet und ihn so an seinen Tricks und seiner Lebensphilosophie – das Leben ist schnell, deswegen muss man manchmal anhalten und sich umschauen, um es nicht zu verpassen – teilhaben lässt. Doch sein süßes Leben ist in Gefahr, weil zum einen der manisch-obsessive Direktor Ed Rooney (Jeffrey Jones) ihm endgültig das Handwerk legen will, zum anderen Ferris‘ Schwester Jean (Jennifer Grey) aus Eifersucht in Versuchung geführt wird, ihn zu verraten. Hughes bezieht die Spannung hier vor allem aus der Frage, ob Ferris auch am Ende seines spektakulären Tages noch weitermachen kann mit seinem Lotterleben oder ob er als Betrüger enttarnt werden wird. Das I-Tüpfelchen auf dieser von ihrem grandiosen Timing lebenden Geschichte ist die Darbietung von Jeffrey Jones, der sich als eifriger, aber glückloser Rooney an Ferris die Zähne ausbeißt und im Verlauf der 90 Minuten eine Demütigung nach der anderen erfährt. Jean fungiert als Spiegel für Rooney: Auch sie sagt immer wieder, wie sehr sie ihren Bruder hasse, doch erkennt sie schließlich, dass sie selbst das Zentrum ihrer Probleme ist: Sie ist unzufrieden mit der eigenen Mittelmäßig- und Mutlosigkeit. Rooney ist von dieser Selbsterkenntnis ausgenommen. Er hat die verhängnisvolle Abfahrt zum Durchschnitt schon vor Jahren genommen, eine Kurskorrektur ist für ihn nicht mehr möglich.

Die andere Geschichte erzählt von Ferris‘ bestem Freund Cameron, einem neurotischen Jungen aus wohlhabendem Hause, der unter dem Materialismus seiner Eltern zu leiden hat. Der ganze Stolz seines Vaters ist der seltene Ferrari, den dieser hütet wie seinen Augapfel, während er für seinen Sohn nie Zeit und noch weniger Zuneigung übrig hat. (Bezeichnenderweise bekommt man weder den Vater noch die Mutter zu Gesicht.) Cameron – der zu Beginn des Films im Gegensatz zu Ferris tatsächlich krank im Bett liegt – wird nun von seinem Freund dazu überredet, mit ihm den Tag zu verbringen. Gemeinsam tricksen sie Rooney aus, sodass Freundin Sloane ebenfalls von der Schule befreit wird, und begeben sich ausgerechnet in des Vaters Ferrari auf Vergnügungstour durch Chicago, die sie auf die Aussichtsplattform des mittlerweile nur noch zweithöchsten Gebäudes der Welt, des Willis Towers, zu einem Spiel der Chicago Cubs, in ein teures Restaurant, ein Kunstmuseum und einen Straßenumzug führt. Der Tag endet für Cameron mit einem traumatischen Schock, als er erkennt, dass sich die Spritztour vor dem Vater kaum verheimlichen lassen wird. Er zerstört (aus Versehen) das Auto und beschließt, seinen Vater offen zu konfrontieren, zum ersten Mal in seinem Leben nicht den Kopf einzuziehen, sondern seine Probleme auszusprechen und anzugehen. Es ist vor allem der Abgleich mit seinem Freund Ferris, der auf jedes Problem eine Antwort hat, weil er furchtlos ist und deshalb stets handlungsfähig bleibt, der ihn – parallel zu Jean im anderen Handlungsstrang – zur Selbsterkenntnis führt. Aber Hughes geht noch weiter: Der Film bietet durchaus die Möglichkeit, Ferris als rein imaginären Freund Camerons zu interpretieren, weil Ferris so überzeichnet und idealisiert gezeichnet wird, dass er gegenüber Cameron kaum noch als realistische Figur wahrgenommen werden kann. Ferris steht über den Dingen und er kann als einziger die Grenze zum Zuschauer überwinden, so als sei er nicht an die dargestellte Welt gebunden. Demzufolge kann er auch die Grenzen von Zeit und Raum überwinden: Die Sightseeingtour der drei Freunde ließe sich unmöglich an einem einzigen Tag absolvieren. Weil Camerons Entwicklung vor allem ein innerer Prozess ist – angezeigt durch die katatonische Schockstarre, in die er kurz vor Ende fällt –, sich nicht in Slapstick und Action entäußert wie im Falle Jeans und Rooneys, muss sich Cameron am Schluss wie bei THE BREAKFAST CLUB in einem überdeutlichen Monolog erklären und seinen Entschluss äußern, dem Vater die Stirn zu bieten und somit seine Geschichte verbal beenden. Doch anders als bei Hughes‘ Vorgängerfilm bricht dies dem Film nicht das Genick: Zum einen, weil es das passende Ende für den eher kopfgesteuerten Cameron ist, zum anderen, weil es den aktionsgeladenen zweiten Strang als Kontrast gibt.

FERRIS BUELLER’S DAY OFF ist ein Film voller solcher Gegenüberstellungen und Dualismen. Ferris und Cameron, Jean und Rooney, Jean und Ferris, Ferris und Rooney, Freiheit und Zwang, Leben und Angst, Schule oder Blaumachen. Und eben um Längen besser als der meist bevorzugte THE BREAKFAST CLUB.