Mit ‘Mike Marvin’ getaggte Beiträge

Dass man hier einen Gewinner des absurden Humors vor sich hat, wird schon beim Titelsong klar, einem achtzigertypischen, vor Pathos nur so triefenden Poprock-Track, in dem ein wahrscheinlich mit Nackenspoiler und Dreitagebart ausgestatteter Typ mit Reibeisenstimme „Hamburgers from Americaaaa“ besingt, während eine Montage zeigt, wie besagte Americans die Götterspeise nur so in sich hineinstopfen. Liebeserklärung oder Satire? Zum Erfolg dieses unglaublichen Films gehört auch, dass er sich nie ganz für eine Seite entscheidet, sondern einfach beides macht.

Die Handlung kreist um den Schönling Russell (Leigh McCloskey aus INFERNO) und verdankt seine wichtigste Inspiration mal wieder dem zwei Jahre zuvor entstandenen POLICE ACADEMY: Russell ist wegen seiner unstillbaren Libido vom mittlerweile vierten College innerhalb von drei Jahren geflogen und seine Eltern drohen ihm den Geldhahn zuzudrehen, wenn er nicht endlich seinen Abschluss macht. Weil die Schulen, die ihn überhaupt noch aufnehmen würden, aber rar gesät sind, schreibt sich Russell kurzerhand in der „Burgerbuster University“ ein, in der Fastfood-Mogul Lyman Vunk (Charles Tyner) Mitarbeiter für seine Franchise-Restaurants ausbilden lässt und gleichzeitig auf die Firmenphilosophie einnordet. Im Verbund mit der genreytpisch illustren Ansammlung von Nebenfiguren muss sich Russell gegen den missgünstigen Drill Sergeant Drootin (Dick Butkus) sowie die aggressiven erotischen Avancen der mittelamerikanischen Freiheitskämpferin Conchita (Maria Richwine) wehren, das Herz von Vunks Tochter Mia (Debra Blee) erobern und am Ende beweisen, dass er das Zeug dazu hat, einen Burgerladen zu leiten.

So bescheuert diese Storyline ist, so sehr der Film sich an die Erfolge anderer Filme anlehnt: Man muss die Kreativität loben, die in HAMBURGER: THE MOTION PICTURE eingegangen ist, und die Konsequenz, mit der er sein Ding durchzieht. Man kann den Beteiligten einiges vorwerfen, aber gewiss nicht, dass sie hier einfach nur ein Programm abgespult hätten. Hier waren Überzeugungstäter am Werk! Neben dem irrwitzigen Soundtrack besticht vor allem die Ausstattung des Films. So sind etwa die Studentenzimmer der Burgerbuster University mit Betten ausgestattet die wie riesige Burger aussehen, genauso wie etwa die Buchstützen und andere Accessoires. Das Gebäude selbst zeigt die Bullenhörner, die zum Logo der Kette gehören, es gibt eine Burgerstatue mit einer brennenden Fackel, und die Nonne, die sich an das Bildungsinstitut verlaufen hat, erhält selbstverständlich ein Ornat in Burgerbuster-Farben. Dazu kommen haufenweise brillante bis surreale Einfälle: Burger werden am Fließband mithilfe einer komplexen Maschine hergestellt, ein mad scientist (Chuck McCann) entwickelt ständig neue Burgerkreationen – und verwandelt den bebrillten Nerd Nacio (Jack Blessing) in einen menschlichen Truthahn -, der fresssüchtige Prestopopnick (John William Young) bekämpft seine Fressattacken mit Elektroschocks, die ihn aber in einen sabbernden Berserker verwandeln, und in der universitätseigenen Kapelle wird das „Burgerluja“ besungen. Der menschliche Tuthahn wird einmal in einen Raum geführt, in dem ihn zwei dicke alte Damen mit Gummikitteln zum Abbrausen erwarten und wo er schließlich ein Ei legt. Auch Hoden werden verspeist. Richtig spektakulär wird es während des großen Finales: Da will Drootin den Erfolg unserer Helden mit einer Busladung voller fetter Amerikaner sabotieren, die dann auch gleich anfangen, den Gästen das Essen aus den Händen zu reißen, während sie auf ihre Mammutbestellungen warten. Russell und eine Kollegen lösen das Problem mit einer Portion Abführmittel, die erst zum großen Furzen und dann zur Explosion der Toilette führt. Und wie es sich für eine Komödie dieser Zeit gehört, dürfen auch die schlüpfrigen Zoten, nackte Brüste und politische Inkorrektheiten nicht fehlen: Wenn Drootin einen schwarzen Polizisten durch die Gegensprechanlage des Drive-In-Schalters als „Kunta Kinte“ bezeichnet, gehen alle Warnlampen an. Am anderen Ende gibt es mit Magneto Jones (Chip McAllister), einem afroamerikanischen Sänger, der Michael Jackson, Rick James und Michael Bolton in einer Person vereint und als eine der skurrilsten Nebenfiguren der amerikanischen Filmgeschichte gelten darf. Wer tiefer in diesen Wahnsinn eintauchen will, kann diesen Text lesen oder sich HAMBURGER: THE MOTION PICTURE ganz einfach auf Youtube in voller Länge anschauen.

wraith-movie-poster-1986-1020216120Viel mehr Achtziger als THE WRAITH geht kaum noch: Charlie Sheen gibt den coolen Loner, Nick Cassavetes den fiesen Autotuner mit Matte und geairbrushter Lederjacke, Sherilyn Fenn trägt Bräunungscreme für zwei und arbeitet auf Rollschuhen im Burgerladen, dem Treffpunkt der Wüstenjugend, der Sountrack spielt u. a. Ozzy Osbourne, Mötley Crüe, Bonnie Tyler und Billy Idol. Erwachsene gibt es gar nicht – mit Ausnahme von Randy Quaids Sheriff und seinen Leuten – und das titelgebende Phantom kommt mit coolen Blitzen auf die Erde und heizt dann in einem potthässlichen Custom Car über die Landstraßen. Das hat schon was, auch wenn der Film um diese Zeitmarker herum nicht so wirklich zünden mag.

Auf den Highways rund um sein Wüstenkaff veranstalten Packard (Nick Cassavetes) und seine Gang Autorennen mit aufgegriffenen und drangsalierten Teens (die allesamt geile Sportwagen von Papa und Mama unter den Weihnachtsbaum gestellt bekommen haben): Wer verliert, ist seine Karre los, und Packard verliert nie. Bis plötzlich ein ganz in schwarze Bikerkluft gewandetes Phantom auftaucht: Da sterben Packards Leute einer nach dem anderen und enden trotz feuersbrünstiger Unfaälle ohne Verbrennungen – dafür aber mit leeren Augenhöhlen. Das Auftauchen des Phantoms koinzidiert mit dem von Jake (Charlie Sheen), der sich gleich an die süße Keri (Sherilyn Fenn) heranmacht, die von Packard umworben wird. Wie sich herausstellt, wurde Keris Freund einst von Packard und seinen Leuten ermordet …

Dass THE WRAITH – oder auch INTERCEPTOR, benannt nach dem Auto des Phantoms – ziemlich doof ist, muss nicht besonders betont werden. Als Spannungs- oder auch nur als Erzählfilm funktioniert er zudem überhaupt nicht: Dem Film fehlt ein Protagonist, mit dem man mitfiebern könnte, ein Konflikt, dessen Ausgang nicht von vornherein klar wäre. Charlie Sheen, dessen Jake sowas wie der Held ist, hat vielleicht 10, 15 Minuten Screentime aber dass er da ist, ist der totale Spannungskiller, denn das eine große „Mysterium“ des Films – wer ist der Rächer im Interceptor? – wird durch seine Anwesenheit völlig nivelliert. Man weiß, dass er es sein MUSS, weil seine Figur sonst überhaupt keine  Daseinsberechtigung hat. Die Morde an Packards Leuten sind ebenfalls total spannungsarm, weil von Anfang an kein Zweifel daran gelassen wird, dass sie chancenlos sind – und man darüber hinaus auch keinerlei Grund hat, auch nur das geringste Mitleid mit ihnen zu empfinden. Was bleibt, sind die sehr eigenartige Stimmung, die der Film allen Unzulänglichkeiten zum Trotz entfaltet, und seine geleckten Bilder, die an Airbrush-Kunstwerke auf Motorhauben aufgemotzter Muscle Cars denken lassen. Der Auftakt mit ein paar Irrlichtern, die aus verschiedenen Richtungen über die nächtlichen Wüstenhighways flitzen, ist sehr hübsch, genauso wie die Bilder des dampfenden Burgerladens vor dem violetten Nachthimmel. THE WRAITH wäre wohl gern sowas wie die Teenie-Version von HIGH PLAINS DRIFTER gewesen, aber dafür fehlt ihm einfach jede Ambiguität: Die Bösen sind böse, Jake und Keri herzensgut, und love will conquer it all in the end fo‘ shizzle. Am besten, man betrachtet das Teil als den überlangen Videoclip, der er ist, dann kommt man auf seine Kosten.