steel dawn (lance hool, usa 1987)

Veröffentlicht: Juli 10, 2013 in Film
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Patrick Swayze wird/wurde gern verlacht. Als Traum aller Hausfrauen wegen seiner Rollen in der TV-Serie NORTH AND SOUTH und im ultimativen Achtzigerjahre-Schmachtfetzen DIRTY DANCING. Wegen seiner Nackenspoiler-Frisur und dem Watschelgang. Wegen ROAD HOUSE. Aber ich mag Patrick Swayze und glaube, dass er zwei faustgroße Eier in der Hose hatte. Peep this: In zwei essenziellen Coming-of-Age-Filmen der Achtziger kam ihm die Rolle zu, den Vater für eine Horde pubertierender Jungstars zu geben (THE OUTSIDERS und RED DAWN) und in beiden meisterte er sie mit Bravour. In UNCOMMON VALOR schloss er sich einigen hartgesottenen Veteranen an, um Kriegsgefangene aus Vietnam rauszuhauen. In YOUNGBLOOD bezirzte er junge Mädchen, indem er seine Zahnprothese in ihr Bierglas fallen ließ. Im Stallone-Vehikel TANGO & CASH war für ihn die Rolle des Cash vorgesehen, aber er lehnte ab, weil er stattdessen fuckin‘ ROAD HOUSE machen wollte – um mit diesem Missverständnis ein für alle Mal aufzuräumen natürlich einer der geilsten Filme seines Jahrzehnts. Er stand auf der Liste für die Titelrolle in THE PUNISHER (2004). Und er lehnte nicht nur das Angebot von 6 Mio. Dollar für die Fortsetzung von DIRTY DANCING ab, er ließ auf diesen Überraschungs-Sommerhit STEEL DAWN folgen, ein verspätetes MAD MAX-Rip-off vom MISSING IN ACTION 2: THE BEGINNING-Regisseur Lance Hool. Das muss man erst mal bringen.

Nach der nuklearen Apokalypse ist die Welt eine einzige Wüstenei. Der ehemalige Soldat Nomad (Patrick Swayze) – der Name wird kein einziges Mal erwähnt – trifft auf die Farm der Witwe Kasha (Lisa Niemi Swayze), die dort mit ihrem Sohn Jux und ihrem Helfer Tark (Brion James) lebt. Sie ist im Besitz einer geheimen Wasserquelle, mit der sie das Tal wässern und so die Grundlage für eine neue Stadt liefern will. Doch sie und die anderen Siedler werden bedrängt von Damnil (Anthony Zerbe), der alles für sich haben will. Es kommt zur Auseinandersetzung zwischen de Schurken und Nomad …

Wie so viele Actionfilme vor und nach ihm bedient sich auch dieser ausgiebig bei SHANE. Ein Rip-off will man aber nicht unterstellen, zeichnete sich George Stevens Klassiker doch gerade dadurch aus, das narrative Gerüst zahlreicher Heldengeschichten bloßzulegen. Deutlicher sind schon die Einflüsse des von MAD MAX begründeten Endzeitfilms: Statt nach Benzin jagt man in STEEL DAWN dem Wasser hinterher, Menschen tragen aus allerlei Schrott zusammengesetzte Rüstungen und Kostüme, fahren in selbstgebauten „Wind Racern“ herum, bekämpfen sich mit Schwertern und träumen von einer neuen Zivilisation. Lance Hool macht nicht viel mehr, als die beiden Inspirationsquellen zusammenzubringen und routiniert die daraus folgende Geschichte abzuspulen, aber er tut das mit einiger Verve und garniert alles mit der ein oder anderen Härte. Auffallend ist die ausgesprochene Wortkargheit des Ganzen. Swayze absolviert wahrscheinlich noch weniger Dialogzeilen als Stallone in RAMBO: FIRST BLOOD PART II und kaum einer will ihm darin nachstehen. Als der Ober-Henchman von Damnil, der mit Igel-Vokuhila wie der Gitarrist einer Hairmetal-Band aussehende Sho (Christopher Neame), ihm vor dem Finalkampf viel Glück wünschen will, sagt er lediglich „Luck!“ und Nomad antwortet, den Schurken in Einsilbigkeit fast noch übertreffend: „Same.“ Und so, wie also in STEEL DAWN nicht viel geredet wird, muss man auch über STEEL DAWN gar nicht viel sagen. Man fühlt sich einfach zu Hause in diesem Film. Der Lehrer aus AMERICAN NINJA, John Fujioka, hat einen kurzen Auftritt als Lehrer Nomads, Anthony Zerbe spielt das Endzeitarschloch wie weiland in THE OMEGA MAN, Arnold Vosloo darf sich als einer seiner Schergen schon mal auf HARD TARGET oder THE MUMMY (Wüstensand!) vorbereiten, Damnils Behausung erinnert an MAD MAX 3: BEYOND THUNDERDOME, das Domizil Kashas rief mir Michel Houellebecqs Roman „Möglichkeiten einer Insel“ und seine Beschreibung eines New-Age-Camps in der Wüste vor Augen. Für eine kleine Überraschung sorgt die Besetzung Brion James‘ nicht als Schurke, sondern als gutmütiger Helfer, aber der geneigte Filmfan wusste natürlich schon immer, dass der in ihm steckt. Eine runde Sache und ein gutes Argument für jeden, der Patrick Swayze als vergessenen Actiondarsteller bezeichnen mag. He is indeed.

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